Wir unterstützen Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten.
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Unser Jahresrückblick 2023

30 Jahre medica mondiale – dieses Jubiläum hat die Arbeit von medica mondiale das gesamte Jahr 2023 begleitet. Wir sind stolz, dass wir seit 30 Jahren gemeinsam mit anderen Aktivist:innen, Partnerorganisationen und vielen weiteren Verbündeten an der Seite von Frauen stehen, die sexualisierte Gewalt erleben und erlebt haben. Wir sind überzeugt: Wenn wir unsere Kräfte vereinen, bringen wir frauenfeindliche Strukturen zum Einstürzen und können sexualisierte Gewalt beenden.

Frauen halt ein Demoschild auf einer Treppe

30 Jahre Verbundenheit: Seit 1993 stehen wir solidarisch, entschlossen und stark an der Seite vieler Partner:innen, Aktivist:innen und Frauen, die sexualisierte Gewalt erleben. Das ist nur dank Ihnen und Ihrer Spenden möglich!

„Das Patriarchat findet immer wieder neue, perfide Wege, Frauen zu unterdrücken. Aber wir Aktivist:innen und Feminist:innen finden auch immer wieder neue Formen des Widerstands. Was einen am Ende aufrecht hält: Das Leid mit anderen zu teilen. Aber auch die Freude. Ein bisschen gemeinsam zu tanzen. Was nützt uns die Revolution, wenn wir nicht tanzen können?“

Sybille Fezer, Vorständin für Programme & Strategien bei medica mondiale

30 Jahre medica mondiale

2023 gab uns Anlass zum Tanzen. Wir durften auf 30 Jahre voller Projekte, Begegnungen und Erfolge blicken. Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen haben wir in 30 Jahren mehr als 200.000 Frauen mit ganzheitlichen Angeboten unterstützt, die von sexualisierter oder geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind. Faktisch erreichen die Angebote viel mehr Personen. In manchen Projekten werden zum Beispiel lokale Berater:innen ausgebildet. Sie erreichen mit ihrer Arbeit nochmals eine Vielzahl an Personen.

Frauen halt ein Demoschild in die Kamera
Frauen halt ein Demoschild in die Kamera
Unsere Arbeit - mit Ihrer Unterstützung
Die Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen weltweit zeigt, dass Veränderung möglich ist. Dafür braucht es Beharrlichkeit. Wir wandeln die Wut über ein unrechtes System in eine produktive Kraft - mit Ihrer Unterstützung.

Nachhaltig: Wandel durch traumasensiblen Ansatz

Zudem ist der von uns entwickelte Mehrebenenansatz ein langfristiges Erfolgsmodell. Um nachhaltigen Wandel zu bewirken, müssen Veränderungen auf vielen verschiedenen Ebenen ineinandergreifen. Die sozialen, politischen und gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen die Betroffene lebte, als sie die Gewalterfahrung gemacht hat und die Erfahrungen, die sie danach macht, spielen eine wichtige Rolle, die Erfahrungen zu verarbeiten. Vor diesem Hintergrund haben wir den STA – stress- und traumasensibler Ansatz® entwickelt – in enger Zusammenarbeit und auf der Grundlage praktischer Erfahrungen mit unseren Partnerorganisationen.

Unsere politische Arbeit

Auf der politischen Ebene gibt es mit der Agenda „Frauen, Frieden, Sicherheit“ und der Istanbul-Konvention inzwischen ein umfangreiches, internationales Regelwerk, selbst wenn es bis heute an politischem Willen und praktischer Umsetzung mangelt. Auch das öffentliche und politische Bewusstsein für Ursachen und Folgen sexualisierter Kriegsgewalt ist nicht zuletzt aufgrund unserer Arbeit gewachsen. Und wir sind eine der ersten internationalen Nichtregierungsorganisationen, die eine feministische Haltung mit interdisziplinärer Projektarbeit vor Ort miteinander verbinden. Darauf sind wir stolz.

Alles begann 1992: Monika Hauser liest von unzähligen vergewaltigten Frauen im Bosnienkrieg – und wird aktiv.

Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist auch 2023 noch allgegenwärtig, ebenso ihre systematische Unterdrückung. Überlebende erhalten nach wie vor zu wenig Unterstützung, während anti-feministische Bewegungen und Initiativen, die gewaltvolle Strukturen stärken wollen, sogar zunehmen.

Krisen belasten Frauenrechtsarbeit

Zusätzlich sahen wir uns 2023 mit aktuellen Herausforderungen konfrontiert, denen wir uns stellen mussten. Unsere Partnerorganisationen waren und sind von den anhaltenden internationalen Krisen und Konflikten wie dem Ukraine-Krieg belastet und müssen lokal mit gesellschaftlichen und politischen Spannungen umgehen. Das ist zum Beispiel in Südosteuropa der Fall. Gleichzeitig hat sich die Situation der Frauen in Afghanistan nicht verbessert, im Gegenteil – zusätzlich traf ein verheerendes Erdbeben das Land. In Ost- und Zentralafrika gab es ebenfalls schreckliche Naturkatastrophen, die die Arbeit unserer Partner:innen eingeschränkt haben.

Für eine gerechtere Welt – für alle

Dennoch: Wir geben nicht auf. Wir sind überzeugt: Wenn wir unsere Kräfte vereinen, bringen wir frauenfeindliche Strukturen zum Einstürzen und können sexualisierte Gewalt beenden. Für eine gerechtere Welt, für alle.

Deshalb fand im Sommer 2023 die erste regionale „Beneficiary Convention“ in Uganda statt – eine Konferenz, die unsere Partnerorganisationen aus der Region Große Seen Afrikas organisiert haben. Austausch unter Aktivist:innen ist wichtig, ebenso grenzüberschreitende Solidarität.

Gemeinsam mit unseren Verbündeten bekämpfen wir sexualisierte Gewalt und Machtverhältnisse, die Frauen unterdrücken und verletzen. In Deutschland bieten die im März veröffentlichten Leitlinien der feministischen Außenpolitik Anlass zu hoffen, dass die Bedarfe von Frauen in der deutschen Außenpolitik stärker berücksichtigt werden. Die politischen Entwicklungen beobachten wir weiter und werden immer wieder erinnern, wie wichtig die tatsächliche Umsetzung einer feministischen Außenpolitik ist.

Ein Demonstrationsplakat wird vor dem Brandenburger Tor in die Höhe gehalten. Aufschrift: Where is your feminist foreign policy, Baerbock? #MahsaAmini
Ein Demonstrationsplakat wird vor dem Brandenburger Tor in die Höhe gehalten. Aufschrift: Where is your feminist foreign policy, Baerbock? #MahsaAmini
Feministische Außenpolitik
Feministische Außenpolitik ist mehr als Frauenförderung. Eine zentrale Vorrausetzung für nachhaltigen Frieden und Sicherheit sieht feministische Außenpolitik in Geschlechtergerechtigkeit und dem Überwinden von Diskriminierung und Gewalt. So kann feministische Außenpolitik wirksam zur Bekämpfung von sexualisierter Kriegsgewalt beitragen.

Afghanistan: Unsere Solidarität für Frauen

Die Situation von Frauen in Afghanistan ist nach wie vor bedrückend. Seit 2021 begleiten uns die vielen Geschichten unserer afghanischen Kolleg:innen sehr intensiv. Wir durften sie nicht zuletzt bei der Evakuierung nach Deutschland eng begleiten. Unterstützung, Begleitung und Hoffnung bestehen bis heute. Zwei unserer Kolleg:innen haben uns berichtet, wie ihre Erfahrungen in Deutschland sind.

Gleichzeitig haben wir in diesem Sommer Ihre Solidaritätsnachrichten nach Afghanistan geschickt. Mut, Wut und Hoffnung wurden dabei deutlich. Ihre Worte sind angekommen – danke!

Nordirak, DR Kongo, Sierra Leone: Jubiläen unserer Partner:innen

Wir durften uns 2023 nicht nur selbst feiern, sondern auch mit mehreren Partnerorganisationen auf runde Jubiläen anstoßen.

PAIF, DR Kongo

Seit 30 Jahren bieten unsere Partner:innen von PAIF Trost und Zuversicht in der Demokratischen Republik Kongo. Ihre Arbeit in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu im Osten des Landes ist für tausende Frauen überlebenswichtig.

EMMA, Nordirak

Unsere Partner:innen von EMMA stärken seit 10 Jahren Frauen in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak, zum Beispiel durch psychosoziale und rechtliche Beratung oder Einkommen schaffende Maßnahmen.

Girl2Girl, Sierra Leone

Ebenfalls seit 10 Jahren begleitet das Team von Girl2Girl in Sierra Leone Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Sie haben unter anderem Netzwerke gegründet, um jungen Frauen einen sicheren Ort zu bieten.

Erfolge für Frauenrechte

Frauenrechte werden immer wieder angegriffen. Doch es gibt sie trotzdem: Erfolge, die Hoffnung machen.

Liberia

In Liberia soll der von medica mondiale entwickelte traumasensible STA-Ansatz in die Polizeiausbildung integriert werden. So sollen die Polizist:innen, die direkt mit Betroffenen sexualisierte Gewalt in Kontakt kommen, für die individuellen Bedürfnisse der Frauen sensibilisiert werden.

Kosovo

Im Kosovo fand am 14. April 2023 zum ersten Mal der Nationale Tag für die Überlebenden sexualisierter Gewalt statt – ein großer Erfolg für unsre Partnerorganisationen! Seit 2019 haben KRCT und Medica Gjakova mit anderen Organisationen der Plattform „Be My Voice“ daran gearbeitet, dass mit solch einem Tag das Leid der Überlebenden anerkannt wird.

Afghanistan/Deutschland

Die afghanischen Kolleg:innen von Medica Afghanistan, die 2021 nach Deutschland geflohen sind, erleben viel Hoffnung, aber auch Heimweh. Basira Akbarzada und Saina Hamidi haben uns stellvertretend für viele Hundert Kolleg:innen ihre Geschichte erzählt. Sie absolvieren in Frankfurt eine Weiterbildung in Sozialer Arbeit an der University of Applied Science und wollen nun von Deutschland aus Frauen in Afghanistan stärken.

Irak

Im Nordirak trafen sich im Mai Frauenrechtsaktivist:innen zu einem feministischen Austausch der Kurdistan Women Alliance. Die Allianz will Empfehlungen ausarbeiten, um sie mit politischen Akteur:innen zu teilen.

Eine Frau mit roter Jacke schaut in die Kamera.

„Die Absichtserklärung, den STA-Ansatz und den Umgang mit Überlebenden sexualisierter Gewalt in die Ausbildung von Polizist:innen einzubringen, kann spürbare Veränderungen herbeiführen. Von sexualisierter Gewalt Betroffene können so eher von kompetenter Strafverfolgung profitieren."

Yah Parwon, Direktorin Medica Liberia

Eine Frau in blauem Blazer schaut in die Kamera

„Der 14. April als Nationaler Tag der Überlebenden sexualisierter Gewalt im Kosovokrieg ist wichtig, um die Wahrheit zu dokumentieren und um die kollektive Erinnerung wachzuhalten."

Feride Rushiti, Gründerin und Direktorin KRCT

Saina blickt lächelnd in die Kamera, sie hat lange braune Haare und trägt eine blau-weiße Bluse.

„Ich habe immer für Frauenrechte gekämpft. Mein Traum ist, von Deutschland aus weiter für Frauen in der ganzen Welt zu arbeiten."

Saina Hamidi, afghanische Frauenrechtsaktivistin

„Manchmal verliere ich die Hoffnung auf Besserung. Doch dann sehe ich wie wir als Frauen hier zusammenkommen, uns unterstützen und stärken. Das gibt mir wieder Kraft, mich für Frauenrechts stark zu machen."

Teilnehmerin der Kurdistan Women Alliance