„Um Geschlechtergerechtigkeit endlich durchzusetzen, darf es keine Toleranz bei sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen mehr geben! Denn damit wird die Botschaft suggeriert, der weibliche Körper sei frei verfügbar. Diese Botschaft wird Mädchen und Jungen weitergegeben, und so prägen sich stereotype Geschlechterbilder von Generation zu Generation. Solange sich das nicht grundlegend verändert, verändern sich auch die Machtverhältnisse nicht.“
Sexismus: Diskriminierung von Frauen und Mädchen
Geschlechtsspezifische Benachteiligung und Menschenrechtsverletzungen haben fatale Folgen für Gesundheit, Bildung, Einkommen und Sicherheit von Frauen und Kindern. Trotz zahlreicher Abkommen und Gesetze, die zur Gleichberechtigung beitragen und Frauen und Mädchen schützen sollen, erlebt der als weiblich gelesene Teil der Weltbevölkerung bis heute oft Benachteiligung, Abwertung und Gewalt.
Manchmal ist die Diskriminierung auf den ersten Blick nicht erkennbar: Wenn Frauen beispielsweise nicht befördert werden oder Mädchen beigebracht bekommen, sie hätten kein Talent für Mathematik. Manchmal ist Diskriminierung ganz offensichtlich und gut messbar: Wie hoch ist der Anteil von Frauen im Parlament? Wie viele Mädchen schließen die weiterführende Schule ab? Häufig sind Frauen und Mädchen auch von mehreren Diskriminierungsformen gleichzeitig betroffen, etwa aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Alters oder ihrer Migrationsgeschichte.
Definition: Was ist Diskriminierung?
Diskriminierung ist eine Menschenrechtsverletzung. Personen werden aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit bestimmten Merkmalen unrechtmäßig benachteiligt, herabgewürdigt und/oder als minderwertig betrachtet. Solche Merkmale können beispielsweise das Geschlecht, die ethnische Herkunft oder die Religion sein. Meist entsteht Diskriminierung durch bestimmte Wertvorstellungen, unreflektierte, mitunter unbewusste Einstellungen oder Vorurteile.
Definition: Was ist Sexismus?
Sexismus ist ein Synonym für geschlechtsbasierte Diskriminierung. Wird ein Mensch aufgrund seines Geschlechts benachteiligt, ist das Sexismus. Sexismus liegt die diskriminierende Bewertung zugrunde, dass Frauen weniger wert seien als Männer. Deshalb ist Sexismus in der Regel gegen Menschen gerichtet, die als weiblich gelesen werden, er kann aber beide Geschlechter betreffen. Eng mit sexistischer Diskriminierung verbunden sind Geschlechterrollen (Gender) und Stereotype, die den Menschen je nach biologischem Geschlecht zugeschrieben werden. Sexualisierte Gewalt ist eine Form von geschlechtsspezifischer Gewalt und auch Ausdruck sexistischer Diskriminierung. Der Begriff Sexismus stammt aus der amerikanischen Frauenbewegung der 1960er Jahre. Es ist eine Wortneubildung aus „Sex“, dem englischen Wort für das biologische Geschlecht, und dem englischen Wort für „Rassismus“.
Was sind die Ursachen von Sexismus?
Verschiedene Studien zeigen: Die Hauptursachen für geschlechtsspezifische Diskriminierung bestehen in
- frauenfeindlichen Wertvorstellungen und Rollenbildern,
- patriarchalisch geprägten Normen sowie
- religiös und kulturell begründeten Praktiken.
Die Benachteiligung von Frauen und Mädchen beim Zugang zu Nahrung, Gesundheitsversorgung, Bildung und Einkommen hat System und ist meist strukturell verankert.
Was ist Gender – das soziale Geschlecht?
Das aus dem Englischen entlehnte Wort Gender bezeichnet das soziale Geschlecht einer Person in Abgrenzung zu ihrem biologischen Geschlecht (im Englischen „sex“). Gender bezieht sich auf sozial konstruierte Geschlechternormen, -zuschreibungen und -rollen, die sich von Gesellschaft zu Gesellschaft unterscheiden können. Weicht die eingenommene Geschlechterrolle vom biologischen Geschlecht vermeintlich erkennbar ab, kann dies ebenfalls Ursache von Diskriminierung sein.
FAQ zu Diskriminierung: Definitionen
Strukturelle Diskriminierung bedeutet, dass die Benachteiligung einzelner Gruppen durch die Art verursacht wird, wie eine Gesellschaft organisiert ist. So diskriminieren patriarchale Geschlechterstrukturen Frauen. Strukturelle Diskriminierung gipfelt häufig in Gewalt: Für Frauen und Mädchen zwischen 15 und 44 Jahren ist das Risiko höher, Vergewaltigung und Gewalt in der Familie zu erleben, als Opfer von Verkehrsunfällen und Kriegen zu werden oder an Krebs und Malaria zu erkranken.
Direkte Diskriminierung ist meist leicht zu erkennen, zum Beispiel durch Gesetze und Regelungen. So führte beispielsweise Sierra Leone 2015 ein Gesetz ein, das schwangeren Mädchen verbietet, am Unterricht teilzunehmen.
Indirekte Diskriminierung ist schwerer zu erkennen. Indirekte Diskriminierung am Arbeitsplatz liegt beispielsweise vor, wenn ein Unternehmen Teilzeitbeschäftigten keine Aufstiegsmöglichkeiten bietet, während gleichzeitig überwiegend Frauen in Teilzeit arbeiten.
Von intersektionaler oder Mehrfachdiskriminierung wird gesprochen, wenn Personen von unterschiedlichen Diskriminierungsformen gleichzeitig betroffen sind. Die einzelnen Formen beeinflussen sich gegenseitig und können sich verstärken. So sind beispielsweise geflüchtete Frauen häufig sowohl von Sexismus als auch von Rassismus betroffen.
Diskriminierung steht in engem Zusammenhang mit Machterhalt und Machtmissbrauch. Oft geht das mit Demütigung einher, zum Beispiel beim Mobbing. Sexualisierte Belästigung ist beispielsweise eine Folge von struktureller Diskriminierung im Rahmen patriarchaler Machtverhältnisse. Anzügliche Blicke, unerwünschte Berührungen oder sexualisierte Sprüche werden genutzt, um anderen Menschen gegenüber – meist Frauen oder Menschen, die von den vorherrschenden Geschlechternormen abweichen – Überlegenheit und Macht zu demonstrieren, sie zu demütigen und zu entwürdigen. Gewalt ist ebenfalls ein Mittel zum Machterhalt.
Der Begriff Patriarchat kommt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Herrschaft der Väter“.
Die patriarchalische Herrschaft geht weit über die Familie hinaus. Sie umfasst eine Gesellschaftsordnung, in der Männer in allen Lebensbereichen eine bevorzugte Machtposition innehaben. Von dieser Machtposition aus legen Männer Werte und Normen fest und bestimmen über Rechte und Verhaltensweisen von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen wie beispielsweise LSBTIQ*, Menschen mit Behinderungen oder People of Colour.
Aus feministischer Perspektive bedeutet Patriarchat die Gesamtheit der Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen. Diese Unterdrückung hat systemischen Charakter. Ihr Kern ist die sexuelle Verfügungsgewalt des Mannes über die Frau.
Das Verb gendern bezeichnet den geschlechterbewussten Gebrauch von Sprache. Gegenderte Sprache vermeidet in der Regel das generische Maskulinum. Statt beispielsweise von Studenten zu sprechen, können die Begriffe Student:innen oder Studierende genutzt werden. So sind Frauen und nicht-binäre Personen eingeschlossen. Das ist wichtig, denn Sprache beeinflusst, was wir denken und fühlen. Wird beispielsweise bei Berufsbezeichnungen nicht gegendert – wie Arzt oder Krankenschwester – führt das dazu, dass bestimmte Berufe als „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ unbewusst wahrgenommen und damit ungleiche Machtverhältnisse gefestigt werden.
Definition: Gleichberechtigung
Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein grundlegendes Menschenrecht. Gleichberechtigung bedeutet, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben. Der Begriff fußt in Artikel 1 und 2 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die besagen, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind und nicht aufgrund ihres Geschlechtes oder anderer Gründe diskriminiert werden dürfen. Oftmals wird Gleichberechtigung auch mit Chancengleichheit in Verbindung gebracht. Gleichberechtigung bedeutet nicht, dass alle Menschen gleich sind oder sein müssen.
Was ist der Unterschied zwischen Gleichstellung und Gleichberechtigung?
Gleichberechtigung betont die gleichen Rechte aller Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht. Gleichstellung zielt hingegen darauf ab, strukturelle Diskriminierungen derart zu überwinden, dass Frauen und Männer nicht nur die gleichen Rechte und Chancen erhalten, sondern diese Gleichheit sich auch im Ergebnis abzeichnet. Beispiele hierfür wären eine Gleichverteilung unter den Abgeordneten oder in Führungsgremien bei Unternehmen. Als Mittel zur Umsetzung wird beispielsweise die Frauenquote eingesetzt.
Wieso von Gleichberechtigung alle profitieren
Geschlechtergerechtigkeit ist nicht nur eine Menschenrechtsfrage. Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in allen Bereichen ist eine Voraussetzung für eine friedliche, gerechte und nachhaltige Welt. Ein paar Zahlen:
- Um 30 Prozent würden die landwirtschaftlichen Erträge ansteigen, hätten alle Frauen gleichberechtigten Zugang zu den Produktionsmitteln.
- Sind Frauen an Friedensverhandlungen beteiligt, steigt die Chance, dass die Vereinbarungen eingehalten werden, um 20 Prozent.
- Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist weltweit verbreitet in allen Kulturen, Religionen und Gesellschaften. Sie wurzelt in einem Macht-Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Tatsächliche Gleichberechtigung und die Beseitigung dieses Macht-Ungleichgewichtes würden dieser Gewalt also die Grundlage entziehen.
- Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass sich die Ernährung, die Gesundheit und die Bildung von Kindern verbessern, wenn ihre Mütter mehr Einkommen zur Verfügung haben.
- Unternehmen mit hohem Frauenanteil haben laut der Unternehmensberatung McKinsey höhere Chancen, überdurchschnittlich erfolgreich zu sein.
- Daten aus 90 Ländern zeigen, dass Regierungen mit einem höheren Frauenanteil in den Parlamenten mehr Schutzgebiete ausweisen. Eine Studie in 130 Ländern belegte zudem, dass Frauen eher bereit sind, internationale Umweltabkommen zu ratifizieren.
Gleichberechtigt vor dem Gesetz oder tatsächlich?
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hält in Artikel 1 die Gleichwertigkeit aller Menschen fest. Artikel zwei der Resolution der Vereinten Nationen (UN) präzisiert: „Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand." Und doch werden die Rechte, die die UN-Generalversammlung 1948 beschloss, auch Jahrzehnte später noch verletzt, nicht in nationale Gesetze verwandelt, nicht durch politische Maßnahmen durchgesetzt und somit nicht erlebbar.
Das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau
1979 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die „Convention on the Elimination of Discrimination against Women“ (CEDAW). Das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau – kurz auch Frauenrechtskonvention genannt – verpflichtet die Vertragsstaaten dazu, sich aktiv dafür einzusetzen, die Diskriminierung von Frauen in den Bereichen Kultur, Soziales, Bildung, Politik und Gesetzgebung zu beseitigen.
Beispiele: Diskriminierung von Frauen und Mädchen weltweit
Recht auf soziale Wohlfahrt
Ernährung: Wo Nahrungsmittel knapp werden, leiden besonders Frauen und Mädchen an Hunger. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen, die von mäßiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen sind, stieg während der Corona-Pandemie weiter an. 2021 hatten weltweit 150 Millionen mehr Frauen als Männer nicht genug zu essen.
Armut: Während der Corona-Pandemie haben Millionen von Frauen ihren Arbeitsplatz und damit ihre Lebensgrundlage verloren. Branchen, in denen überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten, sind am stärksten von den Folgen der Pandemie betroffen.
Recht auf Eigentum
Beim Zugang zu Land gehen Frauen häufig leer aus: Weniger als 20 Prozent der Landbesitzenden weltweit sind Frauen. Sie leisten aber oft den Großteil der Feldarbeit.
Recht auf Bildung
Zuerst die gute Nachricht: Global betrachtet nähern sich die Einschulungsraten von Mädchen und Jungen in der Primar- und Sekundarstufe an. Doch in Ländern, die von Unsicherheit, Konflikten und Gewalt betroffen sind, haben Mädchen ein 2,5-mal höheres Risiko, nicht zur Schule gehen zu können, als Jungen. In der Sekundarstufe ist die Wahrscheinlichkeit sogar um 90 Prozent höher. Fast zwei Drittel der erwachsenen Analphabet:innen sind Frauen.
Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person
Zwangsverheiratung: Schätzungen gehen davon aus, dass jedes Jahr 12 Millionen minderjährige Mädchen gezwungen werden zu heiraten.
Körperliche Selbstbestimmung: Weltweit haben schwangere Menschen keinen leichten Zugang zu einem sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruch. Dies gilt selbst für Überlebende, die in Kriegen vergewaltigt und in der Folge schwanger geworden sind. Nicht nur, weil die medizinischen Möglichkeiten dafür nicht vorhanden sind, sondern vor allem, weil restriktive Gesetze, Glaubensauslegungen oder Vorgaben internationaler Geldgeber:innen Schwangerschaftsabbrüche verbieten. Seit 2021 sind beispielsweise Schwangerschaftsabbrüche in Polen, Ungarn und den USA nur noch mit erheblichen Hindernissen oder nur illegal möglich. Die Folge: 45 Prozent aller Schwangerschaftsabbrüche weltweit finden unter unsicheren Bedingungen statt – mit teilweise tödlichen Folgen für die Frauen: Unsichere Schwangerschaftsabbrüche sind eine der häufigsten Ursachen für Müttersterblichkeit.
Gewalt: Fast jede dritte Frau ist während ihres Lebens Gewalt ausgesetzt. Weltweit sterben jedes Jahr rund 50.000 Frauen durch ihren Partner oder ein Familienmitglied. Auch Genitalverstümmelung (engl.: Female Genital Mutilation, FGM) ist eine Menschenrechtsverletzung. Trotz internationaler Ächtung und nationaler Gesetze haben mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen FGM erlebt. Jedes vierte Mädchen stirbt an den Folgen. Die meisten von ihnen sind bei dem gewaltsamen Eingriff nicht älter als 15 Jahre.
Menschenhandel: 72 Prozent aller Opfer von Menschenhandel sind Frauen und Mädchen. Die meisten (77 Prozent) werden sexuell ausgebeutet und/oder in die Prostitution gezwungen.
Kriege und Konflikte: Fast immer setzen Konfliktparteien sexualisierte Gewalt als Machtmittel ein, um ihre Gegner:innen zu terrorisieren. Auch im Zuge von Flucht und Vertreibung steigt für Frauen und Mädchen die Gefahr, Ziel von Gewalt und sexualisierten Übergriffen zu werden.
Humanitäre Hilfe: In Notsituationen wächst die Belastung für Frauen und Mädchen, weil sie sich üblicherweise um die Kinder und kranke Familienmitglieder kümmern, für Ernährung und Haushalt zuständig sind. Doch Hilfsprojekte nehmen auf ihre Bedürfnisse zu wenig Rücksicht. So gibt es beispielsweise in Flüchtlingslagern oft keinen Zugang zu Geburtshilfe oder getrennte Toiletten und Waschgelegenheiten. In der Regel wird nur der männliche Haushaltsvorstand als hilfeberechtigt registriert. Ehefrauen, Mütter und Töchter haben so selbst keinen Zugang zu Unterstützung.
Klimawandel: In vielen ländlichen Gebieten Afrikas und Asiens arbeiten Frauen nach wie vor im oder in unmittelbarer Nähe des Hauses. Lebensrettende Informationen zu Katastrophen oder Extremwetterlagen erhalten sie seltener als Männer. Deshalb haben sie ein vielfach höheres Risiko, bei Naturkatastrophen ums Leben zu kommen. Und in den Notunterkünften steigt das Risiko von sexuellen Übergriffen.
Politische Repräsentation
Weltweit sind 26 Prozent der Parlamentarier:innen Frauen. Die meisten Länder, in denen der Frauenanteil im Parlament über 30 Prozent liegt, hatten zuvor Quoten eingeführt, um die politische Beteiligung von Frauen zu stärken. Mit Erfolg: So sitzen in Ruanda mit 61 Prozent (Stand April 2022) weltweit die meisten Frauen im Parlament. In Kuba sind es mehr als 53 Prozent und in Mexiko 50 Prozent. In 28 von 193 Ländern sind Frauen Staats- und/oder Regierungschef:innen, darunter Bangladesch, Neuseeland und Tansania.
Diskriminierung von Frauen in Deutschland – Einige Beispiele
Frauen werden in Deutschland diskriminiert. Vier Beispiele:
Politik: 34,7 Prozent der Abgeordneten im Bundestag sind nach der Wahl 2021 Frauen. Zwölf Bundesländer werden von Männern regiert, nur vier von Frauen. Auf Kommunalebene sind die Unterschiede noch gravierender: 2021 waren 80 Prozent der deutschen Bürgermeister:innen Männer.
Wirtschaft: Weibliche Arbeitnehmende verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Zwar ist das Einkommensgefälle in den vergangenen Jahren etwas kleiner geworden. Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt (13 Prozent) ist der Gender Pay Gap – der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern – in Deutschland aber immer noch hoch. Hinzu kommt: Frauen werden aufgrund von Schwangerschaft oder Elternzeit beruflich benachteiligt und haben weniger Chancen auf Aufstiegsmöglichkeiten.
Gesetzgebung: §218 StGB verletzt das Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Frauen, die eine Schwangerschaft abbrechen möchten, und alle, die am Abbruch beteiligt sind, werden kriminalisiert – obwohl ein legaler und sicherer Schwangerschaftsabbruch ein Menschenrecht ist.
Zuhause: Alle 2,5 Tage wird in Deutschland statistisch gesehen eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet. 161.000 Menschen überlebten 2021 diese sogenannte häusliche Gewalt, zwei Drittel von ihnen waren Frauen.
Aus der Praxis unserer Partnerorganisationen: gegen Sexismus
Das Recht auf gesundheitliche Versorgung sicherstellen
Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Problem, doch in Kriegs- und Nachkriegsländern ist das Ausmaß besonders hoch. Gemessen am großen Bedarf gibt es sehr wenig Angebote für Gewaltbetroffene. Das Personal in Gesundheitseinrichtungen ist oft nicht angemessen geschult. Häufig begegnen die Gesundheitsfachkräfte den Überlebenden mit Vorurteilen und diskriminierendem Verhalten, sie erleben Scham und Stigmatisierung. Unsere Partnerorganisationen schulen Ärzt:innen, Hebammen und Pfleger:innen vor Ort. Sie lernen, wie sie gewaltbetroffene Frauen gut unterstützen können. Im zweiten Schritt bilden diese ausgebildeten Fachkräfte ihre Kolleg:innen weiter. So wird das Wissen über traumasensible Unterstützung nachhaltig verankert.
Klage gegen Diskriminierung schwangerer Mädchen in Schulen
In Sierra Leone verbietet ein im Jahr 2015 eingeführtes Gesetz schwangeren Mädchen, zur Schule zu gehen. Das Gesetz ist verfassungswidrig. Da ein Drittel der unter 18-jährigen Mädchen schwanger werden, ist eine Vielzahl von Mädchen von diesem Verbot betroffen. Eine Gruppe von Aktivistinnen klagte dagegen – mit Erfolg. Unter den Klägerinnen war auch die Frauenrechtsorganisation Women Against Violence and Exploitation Society (WAVES), mit der medica mondiale seit 2019 kooperiert.