Weltfrauentag: Weltweit streiken Feminist:innen am 8. März

2023: Bedarfe von Überlebenden sexualisierter Gewalt im Fokus
Ob Afghanistan, Ukraine oder die Demokratische Republik Kongo: Die Gründe und Verläufe der Krisen und Konflikte sind unterschiedlich. Was überall gleich ist: Frauen, die sexualisierte Gewalt erleben, brauchen eine ganzheitliche, individuelle und traumasensible Unterstützung. Deswegen fordert medica mondiale zum diesjährigen Weltfrauentag einen stärkeren Fokus auf die Bedarfe von Überlebenden sexualisierter Gewalt.
Betroffene Frauen und Mädchen benötigen einen sicheren Ort, an dem sie sich stabilisieren, an dem sie ein Gefühl der Kontrolle zurückgewinnen können. Sie müssen in Ruhe selbstbestimmt entscheiden können, ob sie ihren Fall dokumentieren lassen und eine Strafverfolgung einleiten wollen. Eine große Herausforderung, sowohl für die Betroffenen als auch für die Frauenrechtsorganisationen, die sie unterstützen – vor allem, wenn Krieg herrscht.
Was gewaltbetroffene Frauen nicht brauchen: Eine politische und mediale Instrumentalisierung von Kriegsvergewaltigungen.
„So wie zurzeit in Deutschland teilweise über Kriegsvergewaltigungen öffentlich gesprochen wird, tragen gewisse Äußerungen dazu bei, dass Überlebende weiter stigmatisiert, die erlebte Gewalt bagatellisiert und eben nicht über Ursachen, patriarchale Strukturen und Anerkennung des Unrechts aufgeklärt wird.“
Eine feministische Außenpolitik, deren Leitlinien vergangene Woche von Außenministerin Annalena Baerbock präsentiert wurden, kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, sexualisierte Kriegsgewalt zu bekämpfen.
„Worauf es jetzt ankommt, ist, dass diese Leitlinien mit allen Anstrengungen praktisch umgesetzt werden: Die Bedarfe von Überlebenden müssen im Fokus stehen, Frauenrechtsorganisationen und Aktivist:innen müssen finanziell und politisch unterstützt und geschützt werden“,
sagt Monika Hauser.
Am Weltfrauentag streiken

Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, gehen Feminist:innen weltweit für Frauenrechte auf die Straße. Bei organisierten und spontanen Frauenstreiks legen sie die Arbeit nieder und fordern unter anderem Schutz vor Gewalt und treten für Geschlechtergerechtigkeit ein. Sie protestieren gegen patriarchale Machtstrukturen und solidarisieren sich als internationale feministische Bewegung. Der bisher größte Frauenstreik am Weltfrauentag fand 2018 in Spanien statt. Mehr als fünf Millionen Aktivist:innen beteiligten sich an dem Streik unter dem Motto „Wenn Frauen streiken, dann steht die Welt still".

- Clara Zetkin schlug die Einführung des Frauentags vor
- Am 19. März 1911 feierten zum ersten Mal Millionen Frauen in Deutschland, Österreich, Dänemark, Ungarn und in den USA den Weltfrauentag
- Seit 1921 findet der Weltfrauentag am 8. März statt
- 1977 erklärte die UNO den 8. März zum Internationalen Frauentag
- In Berlin ist der 8. März ein gesetzlicher Feiertag
Feministischer Streik in Deutschland

In Deutschland finden am 8. März bundesweit feministische Aktionen, Demonstrationen und Kundgebungen statt. Vor allem die spanische Großdemonstration zum Weltfrauentag 2018 diente als Vorbild für Deutschland sowie für andere Länder. Immer mehr Aktivist:innen vernetzen sich seitdem in Frauenstreikbündnissen, um gemeinsam für Frauenrechte und gegen Mehrfachdiskriminierung einzustehen. Daher wird der Weltfrauentag mittlerweile häufig als feministischer Streik, Frauenkampftag oder Frauenstreik bezeichnet.

In Köln organisierte das Frauenstreikbündnis 2019 eine Demonstration mit über 4.000 feministischen Beteiligten. In Berlin demonstrierten 20.000 Menschen mit Kochtöpfen, die als Trommeln benutzt wurden, und Plakaten mit feministischen Forderungen. In Deutschland ist Berlin das erste Bundesland, das den Weltfrauentag zum gesetzlichen Feiertag erklärt hat. Im digitalen Raum wird der feministische Streik fortgesetzt. So teilen Feminist:innen online ihre Aktionen rund um den Frauenstreik unter dem Hashtag #ichstreike8M.
Feministische Solidarität weltweit

Die Partnerorganisationen von medica mondiale zelebrieren den Weltfrauentag ebenfalls am 8. März. Unsere Partnerorganisation in Sierra Leone stellte eine Woche lang bei Social Media wichtige Frauenrechtsvertreterinnen vor. Medica Liberia nutzte eine besondere Art des Protestes: Aktivistinnen trugen Spruchbänder mit feministischen Botschaften direkt auf ihrem Haupt. Trotz der Gefahrenlage, die bereits vor der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan stetig zunahm, protestierte unsere Partnerorganisation vor Ort regelmäßig, um auf die Lage von gewaltbetroffenen Frauen hinzuweisen und mehr politische Teilhabe zu fordern.

Die Frauenrechtsorganisation Women in Black organisierte 2020 einen Frauenstreik auf dem Platz der Republik in Belgrad. Auf Bannern und Plakaten forderten sie bessere Arbeitsbedingungen für Frauen. In Zusammenarbeit mit einem Theater führten sie eine eigene Version des Liedes „Un violador en tu camino“ (Ein Vergewaltiger auf deinem Weg) auf. Das Lied, welches 2020 vom feministischen Künstlerinnenkollektiv Las Tesis aus Chile eine Welle der Nachahmung auslöste, macht auf Femizide, sexualisierte und strukturelle Gewalt gegen Frauen aufmerksam.
Anlässlich des Weltfrauentags 2021 kommen Überlebende sexualisierter Gewalt aus Kosovo in diesem Video der Organisation „Kosovo Rehabilitationszentrum für Folteropfer“ (KRCT) zu Wort. Die Frauen setzen sich für das Beenden der Stigmatisierung Überlebender sexualisierter Kriegsgewalt ein.
Dies sind zwei ihrer acht Botschaften:
„Ich fechte die Straflosigkeit von Verbrechern an, die sexuelle Gewalt als Kriegswaffe einsetzen.“
„Ich fechte den Mangel an medizinischer Versorgung für Überlebende sexualisierter Kriegsgewalt an.“
Geschichte des Weltfrauentags

Entstanden ist der Weltfrauentag bereits in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, um mehr Gleichberechtigung für Frauen bei der Arbeit sowie das Wahlrecht für Frauen zu fordern. Die Aktivistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin schlug 1910 die Einführung eines internationalen Frauentags vor. Ein Jahr später wurde die Forderung in die Tat umgesetzt und in Deutschland sowie in anderen Ländern wurde der erste Frauentag gefeiert. 1977 verabschiedeten die Vereinten Nationen eine UN-Resolution, in der sie den 8. März als Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden erklärten.
Wir streiken, streiken Sie mit!

Es gibt viele Möglichkeiten, am 8. März für Frauenrechte einzustehen. In zahlreichen Städten gibt es Frauenstreikbündnisse, die Großdemonstrationen für den Weltfrauentag organisieren. Gibt es in Ihrer Stadt noch kein Event für den Frauenstreik, dann werden Sie aktiv. Doch es muss nicht gleich eine große Aktion sein, wie das Besetzen von öffentlichen Plätzen oder die Umbenennung von Straßennamen: Sprechen Sie mit Ihrer Familie und Freund:innen über Frauenrechte und Gewalt gegen Frauen. Nutzen Sie Social Media, um feministische Artikel zu teilen und zu kommentieren.

Machen Sie am 8. März die Benachteiligung von Frauen sichtbar und setzen Sie sich für Frauenrechte ein. In unserem "Feminist Shop" finden Sie das passende Zubehör um feministische Botschaften in die Welt zu tragen. Falls Sie noch auf der Suche nach kreativen Ideen oder Inspiration sind, dann empfehlen wir Ihnen einen Blick in unsere 16 Tipps für feministische Aktionen. Dort präsentieren wir einige Möglichkeiten, sich für Frauenrechte einzusetzen, die ohne großen Aufwand zu realisieren sind. Auf unserer Webseite sowie auf Instagram und Facebook halten wir Sie über weitere Aktionen auf dem Laufenden.