„Wut und Entschlossenheit ließen mich im Winter 1992 nach Bosnien aufbrechen. Die Medien berichteten ausgiebig über die massenweisen Vergewaltigungen auf dem Balkan. Von Hilfe für die traumatisierten Frauen aber war nirgends die Rede.“
Unsere Geschichte
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Wie alles begann
Im Herbst 1992 – der Bosnienkrieg ist im vollen Gange – liest Monika Hauser von den Massenvergewaltigungen im Krieg. Die junge Gynäkologin ist schockiert von den Ereignissen und beschließt, aktiv zu werden und sich für die Frauen zu engagieren. Weil sie bei internationalen Hilfsorganisationen auf wenig Interesse stößt, reist sie selbst ins Kriegsgebiet. Vor Ort trifft sie auf bosnische Psychologinnen und Ärztinnen, die auch etwas für die vergewaltigten Frauen und Mädchen tun wollen. Gemeinsam bauen sie ein Frauenzentrum auf. Es ist das erste von vielen, die medica mondiale in den kommenden Jahren weltweit unterstützen wird – womit die Geschichte von medica mondiale anfing.
Im Verbund gegen sexualisierte Kriegsgewalt
In jedem Krieg gibt es sexualisierte Gewalt. Die breite Öffentlichkeit erreicht das Thema aber erst mit dem Jugoslawienkrieg in den 1990er Jahren. Monika Hauser ist entsetzt – über die Verbrechen, aber auch darüber, wie voyeuristisch die Medien berichten, und dass offenbar niemand bereit ist, etwas zu tun. Sie tauscht sich mit anderen Frauenrechtlerinnen aus, die bereits über Kontakte in die Region verfügen. So finden sich die ersten Verbündeten.
Bosnien: Erstes Frauenzentrum in Zenica
In Zenica, einer Stadt in Zentralbosnien, schließt sich Hauser mit rund 20 bosnischen, serbischen und kroatischen Psychologinnen und Ärztinnen zusammen. Die feministische Solidarität über religiöse und ethnische Grenzen hinweg prägt von Anfang an die Arbeit von medica mondiale. Gemeinsam entwickeln die Fachfrauen Konzepte, wie sie kriegstraumatisierte Frauen und ihre Kinder noch während des Krieges unterstützen können.
Am 4. April 1993 startet die Arbeit im Projekthaus, das neben einer gynäkologischen Praxis und einem Operationssaal auch Beratungsräume umfasst. Schnell wächst das Frauenzentrum in Zenica, bald eröffnen weitere. 1994 entsteht in Köln ein Büro mit fünf Mitarbeiterinnen, um das bosnische Frauenzentrum zu unterstützen. Als Monika Hauser Ende 1993 in den ARD-Tagesthemen zur „Frau des Jahres“ gewählt wird, gehen Spenden in Höhe von rund 750.000 DM ein.
Weltweites Engagement für Frauen und Mädchen
In den kommenden Jahren weitet medica mondiale das Engagement aus. 1999 entsteht ein Frauenzentrum für Überlebende von Kriegsvergewaltigungen im Kosovo, bald darauf in Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo und Liberia. 2008 wird Monika Hauser für ihre Arbeit mit dem Right Livelihood Award, dem so genannten Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
medica mondiale setzt dabei immer auf die Zusammenarbeit mit lokalen Aktivist:innen und Organisationen, die sich für ähnliche Ziele einsetzen. Dabei ist neben der direkten Unterstützung für Überlebende auch die politische Frauenrechtsarbeit ein zentrales Anliegen. Dem gemeinsamen Engagement unserer Partnerorganisationen und weiterer Frauenrechtlerinnen ist es etwa zu verdanken, dass es in Bosnien und dem Kosovo mittlerweile eine Kriegsrente für vergewaltigte Frauen gibt.
medica mondiale heute
Heute ist medica mondiale eine internationale Frauenrechtsorganisation mit über 70 Mitarbeiterinnen. Wir arbeiten in einem Netzwerk aus rund 40 lokalen Frauenrechtsorganisationen in Südosteuropa, Westafrika, der Region der Großen Seen Afrikas, Afghanistan und dem Irak. medica mondiale tritt als Teil einer vielfältigen feministischen Bewegung für Frauenrechte ein und wirkt auf ein Ende sexualisierter Gewalt und langfristige gesellschaftliche Veränderungen hin.