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Sexualisierte Kriegsgewalt bekämpfen

Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist Bestandteil aller Kriege und Konflikte und muss bekämpft werden: Ursachen, Wirkungen und Gegenmaßnahmen

Demonstration in Liberia für Frauenrechte und gegen Gewalt an Frauen. Im Foto: Carol Bowah, ehemalige Direktorin von Medica Liberia, mit zugebundenem Mund

Sexualisierte Kriegsgewalt gegen Frauen und Mädchen zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Sie passiert jeden Tag, überall auf der Welt. Zu den in der Regel männlichen Tätern zählen Soldaten, Paramilitärs und Polizisten, aber auch Zivilisten. In einer Reihe von Resolutionen und Verträgen hat die Internationale Gemeinschaft versprochen, Frauen vor Gewalt zu schützen und ihre Rechte zu stärken. Doch nach wie vor fehlt oft der politische Wille, diese auch umzusetzen. Nur wenn es gelingt, die zugrundeliegenden frauenfeindlichen Strukturen und Einstellungen aufzubrechen und Geschlechtergerechtigkeit zu schaffen, können Frauen und Mädchen gewaltfrei und in Würde leben.

Zahlen und Fakten zu sexualisierter Kriegsgewalt

Welche Formen sexualisierter Gewalt gibt es?

Sexualisierte Gewalt hat viele Formen. Ihnen gemeinsam ist, dass sexuelle Handlungen und Berührungen ohne Einwilligung oder Einwilligungsfähigkeit und gegen das sexuelle Selbstbestimmungsrecht einer Person geschehen. Dazu gehören sexuelle Beleidigungen, unerlaubtes Berühren von Körperteilen, das ungewollte Zeigen und Zusenden von sexuellen und pornographischen Bildern, das Erzwingen von sexuellen und pornographischen Handlungen, Vergewaltigung, sexuelle Folter, Genitalverstümmelung, sexuelle Ausbeutung, sexuelle Versklavung, Zwangsprostitution, Zwangsschwangerschaften, Zwangssterilisation, Zwangsabtreibungen, absichtliche Infektion mit Geschlechtskrankheiten wie Aids.

Welche Ursachen hat sexualisierte Kriegsgewalt?

Im Krieg setzen sich alle Diskriminierungen in verschärfter Form fort, die schon zu Friedenszeiten gelten. Dazu gehören die Benachteiligung und sexistische Abwertung von Frauen. In den meisten Ländern werden ihre Rechte und Bedürfnisse denen der Männer und Jungen untergeordnet. Unterschiedliche Formen geschlechtsspezifischer Gewalt gehören für viele Frauen zum Alltag, oftmals im Zusammenspiel mit weiteren Diskriminierungsformen wie beispielsweise Rassismus oder Homophobie. Sie sind Bestandteil vorherrschender patriarchaler Machtstrukturen. Sexualisierte Gewalt verstetigt sich in Friedenszeiten, verschärft sich in bewaffneten Konflikten und setzt sich in Nachkriegsgesellschaften fort. Vergewaltigung als strategisches Mittel der Kriegsführung ist die „logische“ Konsequenz aus den ungleichen Machtverhältnissen. Auch die in Kriegen und Konflikten an Männern – und meist durch Männer – ausgeübte sexualisierte Gewalt ist Ausdruck patriarchalen Dominanzverhaltens.

Das Kontinuum sexualisierter Gewalt

„[...] Sexualisierte Gewalt oder ihre Möglichkeit ist schon vor dem Krieg für viele Frauen und Mädchen eine Alltagserfahrung. [...] Hinzu kommen unterschiedliche Grade sexistischer und misogyner Einstellungen, fest verankert in soziokulturellen Praxen, gesellschaftlichen Normen und militärischer Ausbildung, die ein Unrechtsbewusstsein gar nicht erst aufkommen lassen. [...]“ Tipp: Sie finden den Beitrag "Sexualisierte Kriegsgewalt – Wahrnehmung und Folgen" von Gabriela Mischkowski und Monika Hauser in voller Länge in unserer Fachbroschüre (S. 8).

Welche Funktion hat sexualisierte Gewalt im Krieg?

Patriarchale Gesellschaften gehen davon aus, dass es nur zwei Geschlechter gibt, nämlich männlich und weiblich. Heterosexualität ist die Norm. Männlichkeit wird mit Dominanz, Stärke und Macht in Verbindung gebracht, Weiblichkeit mit Passivität, Sanftmut und sexueller Enthaltsamkeit. In Kriegen demonstrieren Männer verschärft ihren Besitzanspruch über das vermeintlich schwache Geschlecht. Die Vergewaltigung von Frauen und Mädchen – und beispielsweise auch homosexueller Menschen oder Transgender (LGBTIQ) – dient zur Versicherung eigener männlicher Überlegenheit. Sie ist Symbol der Erniedrigung des Gegners, der „seine“ Frauen nicht schützen kann. Als strategische Kriegswaffe wird sexualisierte Gewalt auch zum Zweck ethnisch motivierter Vertreibungen oder Ermordung eingesetzt. Sexualisierte Kriegsgewalt ist ebenso ein Mittel politischer Unterdrückung. Sie hat in der Regel das Ziel, den Gegner zu zermürben, emotional zu besiegen, zu spalten und zu demütigen. Überlebende werden ausgegrenzt und stigmatisiert.

Wer sind die Täter:innen sexualisierter Kriegsgewalt?

Täter:innen finden sich auf allen Seiten der Kriegsparteien. Zu den vorwiegend männlichen Tätern zählen Soldaten, Paramilitärs und Polizisten, aber auch Zivilisten und Personal von Hilfsorganisationen. Sexualisierte Kriegsgewalt wird in der Regel durch Männer ausgeübt. Vergewaltigungen werden von Vorgesetzten toleriert, teils organisiert, teils strategisch eingesetzt und angeordnet.

Wer sind die Opfer sexualisierter Kriegsgewalt?

Die Opfer sexualisierter Kriegsgewalt sind zum Großteil Frauen und Mädchen aller beteiligter Kriegsparteien und jeder sozialen und ethnischen Herkunft. Auch Menschen mit LGBTIQ-Identitäten, beispielsweise Homosexuelle oder Transgender, sind verstärkt sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Ebenso vergewaltigen Männer im Krieg andere Männer und Jungen. Ihre Vergewaltigung ist ein Akt symbolischer und physischer „Ent-Männlichung“. Die Vergewaltigung einer Frau als Symbol einer anderen religiösen, kulturellen, nationalen oder ethnischen Gruppe zielt auf die gesamte andere Gemeinschaft ab und demonstriert die eigene Überlegenheit über sie. Das Opfer gehört damit aus Feindessicht mehreren Kategorien der Abwertung gleichzeitig an.

Gibt es Statistiken über sexualisierte Kriegsgewalt in Deutschland und Europa?

Zahlen zu sexualisierter Kriegsgewalt lassen sich generell schwer ermitteln. Viele Betroffene verschweigen das Erlittene aus Scham, Angst vor Stigmatisierung, Ausgrenzung oder dem schmerzhaften Aufbrechen traumatischer Erinnerungen. Andere starben an den Folgen ihrer Vergewaltigung, wurden ermordet oder nahmen sich später das Leben. Kriegsvergewaltigungen werden kaum erfasst oder systematisch dokumentiert. Es ist von einer großen Dunkelziffer auszugehen. Beispiel Zweiter Weltkrieg: Augenzeugenberichte, Erinnerungen ehemaliger Soldaten, Krankenhaus- und Militärakten sowie Aufzeichnungen aus Pfarrämtern belegen in etwa das immense Ausmaß der Vergewaltigungen. Wissenschaftliche Schätzungen gehen von Millionen vergewaltigter Frauen und Mädchen aus. Die UN-Kommission zur Untersuchung von Verstößen gegen das Völkerrecht schätzt die Zahl der Frauen die im Bosnien-Krieg (1992-1995) vergewaltigt wurden auf 20.000.

Gibt es Statistiken über sexualisierte Kriegsgewalt weltweit?

Sexualisierte Kriegsgewalt erlangte erst seit dem Balkankrieg zunehmend internationale politische Aufmerksamkeit. In einer Reihe von Resolutionen und Erklärungen hat die Internationale Gemeinschaft zugesagt, Frauen vor Gewalt zu schützen und ihre Rechte zu stärken . Mit der 2008 verabschiedeten Resolution 1820 erklärte der UN-Sicherheitsrat, dass Vergewaltigung und andere Formen sexualisierter Gewalt Kriegsverbrechen sind und fordert die UN-Mitgliedsstaaten unter anderem auf, sexuelle Gewaltverbrechen während und nach bewaffneten Konflikten zu erfassen. Doch nach wie vor wird sexualisierte Kriegsgewalt in vielen Gesellschaften weiter tabuisiert. Die Dunkelziffer nicht registrierter Fälle ist groß. Auf staatlicher Ebene fehlen systematische Strukturen, personelle und finanzielle Ressourcen, um sexualisierte Kriegsgewalt zu erfassen. Das Büro des UN-Sonderbeauftragten für sexuelle Gewalt in Konflikten veröffentlicht jährlich einen Bericht, in dem über die Umsetzung der Resolutionen berichtet wird.

Welche Folgen hat die Gewalt für die betroffenen Frauen?

Zu den körperlichen Folgen der Gewalt zählen Unfruchtbarkeit, Inkontinenz sowie psychosomatische Erkrankungen wie chronische Unterleibsschmerzen. Viele Frauen und Mädchen werden ungewollt schwanger oder mit HIV infiziert. Psychische Erkrankungen wie extreme Ängste oder Depressionen sind häufig. Forschungen zeigen, dass 50 bis 60 Prozent der Betroffenen eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln. Oft werden Vergewaltigungen ignoriert und verharmlost, wenn nicht gar den Frauen beziehungsweise ihrem Verhalten angelastet. In sehr patriarchal organisierten Gesellschaften gelten betroffene Frauen als Ehebrecherinnen, werden häufig inhaftiert und aus den Familien oder Gemeinden ausgestoßen. Manche müssen sogar um ihr Leben bangen. Hinzu kommen extreme Existenznöte für die ausgeschlossenen Frauen und ihre Kinder.

Welche Folgen hat die Gewalt für die Familien der Betroffenen?

Sexualisierte Gewalt beeinträchtigt das familiäre Miteinander. So fällt es Betroffenen von Vergewaltigungen beispielsweise oft schwer, emotionale Nähe zu nahestehenden Menschen einzugehen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen einer Studie zu Langzeitfolgen sexualisierter Kriegsgewalt von medica mondiale und Medica Zenica berichteten, dass die Vergewaltigung ihre Beziehungen zu ihren Kindern entweder vollständig oder teilweise beeinflusst. Einige erzählten von großen Schwierigkeiten, ein emotional stabiler und präsenter Elternteil zu sein. Unverarbeitet können Trauma-Folgereaktionen innerhalb der Familie und in die nächsten Generationen etwa in Form von Übererregbarkeit oder Verlustängsten übertragen werden. In den Nachkriegsgesellschaften wurden die Verbrechen verdrängt und unter den Teppich gekehrt. Viele Betroffene verschwiegen aus Scham sowie aus Angst vor Stigmatisierung und Ausgrenzung, was sie durchlitten hatten.

Welche Folgen hat diese Kriegsgewalt gegen Frauen für die Gesellschaft?

Sexualisierte Kriegsgewalt ist kein individuelles Schicksal der Betroffenen, sondern trifft auch das gesamte Umfeld nachhaltig. Gezielt eingesetzt sollen die Übergriffe die Gegenseite terrorisieren und demütigen, um so das soziale Gefüge zu zerstören und die eigene Macht zu demonstrieren. Die Auswirkungen sexualisierter Kriegsgewalt reichen überdies als transgenerationales Trauma bis in die nächsten Generationen hinein und verursachen neben den psychischen Belastungen auch immens hohe wirtschaftliche Kosten. Weltweit gibt es in vielen Ländern kaum ein Unrechtsbewusstsein darüber, dass es sich bei sexualisierter Gewalt gegen Frauen um eine Straftat handelt. Betroffene werden stigmatisiert und ausgegrenzt. Die Täter kommen überwiegend ungestraft davon, eine systematische Aufarbeitung der Verbrechen finden selten statt. Und obwohl die Folgen der Gewalt im Wesentlichen die Frauen treffen, werden diese an Friedensprozessen kaum beteiligt.

Spotlight: Lila-Podcast  

„Trauma, Gerechtigkeit und Geschlecht – Sexualisierte Kriegsgewalt ist politisch“

Katrin vom Lila-Podcast hat sich für diese Podcast-Folge bei medica mondiale mit der Politik-Referentin Jessica Mosbahi und der Leiterin der Trauma-Arbeit, Karin Griese, getroffen, um über Ursachen und Folgen sexualisierter Kriegsgewalt zu sprechen. Was können wir präventiv tun und wie können wir Überlebenden helfen? 

Welche Folgen hat diese Kriegsgewalt gegen Frauen für Staat & Wirtschaft?

Sexualisierte Kriegsgewalt fügt als Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzung jeder menschlichen Gemeinschaft einen unermesslichen Schaden zu. Zahlreiche Grundfreiheiten, Rechte und die menschliche Würde werden durch sexualisierte Kriegsgewalt verletzt. Dies wird von staatlicher Seite billigend in Kauf genommen. Die Lebensbedingungen indirekt und direkt Betroffener verschlechtern sich nachhaltig. Politisch Verantwortliche kommen weltweit ihrer Verpflichtung zur Anerkennung und Nachverfolgung der Verbrechen ungenügend nach. Die bezifferbaren wirtschaftlichen Folgekosten von Kriegsgewalt gegen Frauen und den daraus resultierenden transgenerationalen Folgen sind immens hoch und gehen schätzungsweise in die Milliarden oder gar Billionen. Dabei fallen beispielsweise direkte Kosten für die medizinische Notfallversorgung und Folgebehandlungen, psychosoziale Therapien und Beratungen, für Ermittlungen von Polizei und Justiz sowie Aufarbeitung an. Hinzu kommt, dass Betroffene sexualisierter Gewalt häufig langfristig als Arbeitskraft ausfallen, sie und ihre Kinder von der Solidargemeinschaft finanziell gestützt werden müssen, aber auch, dass der Gesellschaft hier ihre Produktionskraft, ihre Talente und individuellen Qualifikationen verloren gehen.

Welche Interventionsmöglichkeiten hat der Staat?

Sexualisierte Kriegsgewalt ist eine Verletzung des internationalen Rechts. Regierungen haben die Pflicht diese Verbrechen zu ahnden. Vergewaltigungen im Krieg können sowohl als Kriegsverbrechen als auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) angeklagt werden. Eine wirksame Strafverfolgung der Verbrechen trägt dazu bei, dass Betroffene Gerechtigkeit und Wiedergutmachung, zum Beispiel durch Reparationszahlungen, erfahren. Wichtig für die Verarbeitung ist außerdem, dass von offizieller Seite anerkannt und auch ausgesprochen wird, dass es sich bei Vergewaltigungen um ein erlittenes Unrecht handelt, dass gesellschaftlich nicht toleriert werden darf. In vielen Ländern gibt es inzwischen eine Reihe politischer Initiativen, um sexualisierte Kriegsgewalt zu verhindern und zu verfolgen. Dennoch fehlt es weiterhin an politischem Willen und einem breiten gesellschaftlichen Bewusstsein für die Notwendigkeit von Gewaltprävention und die Bedeutung von kurz- und langfristiger Hilfe für Betroffene. Diese Hilfen sind auch essenziell, damit die Folgen der Gewalt nicht in Form transgenerationaler Traumatisierungen auf nachfolgende Generationen übertragen werden.

Was unternimmt die Internationale Gemeinschaft gegen sexualisierte Kriegsgewalt? 

In einer Reihe von Resolutionen und Erklärungen hat die Internationale Gemeinschaft zugesichert, Frauen vor Gewalt zu schützen und ihre Rechte zu stärken. Das 1979 von der UN verabschiedete CEDAW-Abkommen etwa verpflichtet die Vertragsstaaten zu einer rechtlichen und faktischen Gleichstellung von Frauen in allen Lebensbereichen und zur Beseitigung ihrer Diskriminierung. Mit der Resolution 1325 „Frauen, Frieden und Sicherheit“ stellte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen fest, dass der Schutz von Frauen und Mädchen und ihre Mitwirkung an Friedensprozessen der Wahrung des Weltfriedens beitragen. Mit der Resolution verpflichten sich die UN-Mitgliedstaaten seit Oktober 2000, Frauen und Mädchen in bewaffneten Konflikten und in der Nachkriegszeit vor sexualisierter Gewalt zu schützen und gleichberechtigt an Friedensprozessen und am Wiederaufbau zu beteiligen. Der Internationale Gerichtshof (IStGh) ist zuständig für die Ahndung von Völkermord, schwere Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wozu auch Kriegsvergewaltigungen zählen.

Was kann die Gesellschaft tun zur Unterstützung der Betroffenen?

Damit die erlebte Gewalt gut verarbeitet werden kann, ist die Anerkennung des Erlittenen als Unrecht, die materielle und körperliche Sicherheit sowie die solidarische (Wieder-)Aufnahme in die Gemeinschaft eine wesentliche Voraussetzung. Das Bewusstsein, dass es sich nicht nur um ein individuelles, sondern auch um ein gesellschaftliches Trauma handelt, kann entscheidend zur Entstigmatisierung der Betroffenen und Enttabuisierung von Kriegsvergewaltigungen beitragen. Um die Kultur des Schweigens zu überwinden, brauchen wir Stellungnahmen, auch von Personen des öffentlichen Lebens, eine aktive Erinnerungskultur und die Aufnahme des Themas in die Schul- und Geschichtsbücher.

Postkarten von medica mondiale
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Im Einsatz für Frauenrechte und gegen Gewalt: Beispiele unserer Arbeit weltweit

Aufklärung über Gewalt gegen Frauen und ganzheitliche Unterstützung der Überlebenden

Um über die Ursache und Folgen der Gewalt aufzuklären und auch die Menschen im Alltag für den Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen zu sensibilisieren, schulen medica mondiale und ihre Partnerorganisationen Mitarbeiter:innen bei der Polizei, in Krankenhäusern, Schulen oder religiösen Einrichtungen in traumasensiblen und stärkenden Arbeitsweisen. Auch die eigenen Projektmitarbeiterinnen werden regelmäßig weitergebildet.

Unsere Partnerorganisation Medica Liberia hat in ländlichen Gebieten ein breites Schutz- und Unterstützungsnetzwerk aufgebaut, das betroffenen Frauen Halt gibt und sich für deren Rechte einsetzt. In Dorfgemeinschaften können sich von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen und Mädchen an extra dafür ausgebildete Beraterinnen wenden. Auch Männer werden in die Schutznetzwerke einbezogen, um langfristige, nachhaltige Veränderungen in den Gemeinden zu bewirken. Ein Überweisungssystem, dass Medica Liberia und medica mondiale aufgebaut haben, vernetzt Dienstleister aus den Bereichen Gesundheit, psychosoziale und juristische Unterstützung. Dies ermöglicht eine schnelle und umfassende Unterstützung Betroffener.

In Sierra Leone können sich Mädchen in „Girls Clubs“ in einem geschützten Rahmen über Gewalterfahrungen, Ängste und Hoffnungen austauschen. Außerdem werden sie über ihren Körper, Sexualhygiene und ihre Rechte aufgeklärt und erhalten bei Bedarf psychosoziale, rechtliche oder medizinische Unterstützung.

Eine Frau steht vor einer Häuserwand und lächelt in die Kamera. Es ist Dr. Bayan Kader Rasul, Mitbegründerin der nordirakischen Frauenrechtsorganisation EMMA.

„Ich habe mir oft anhören müssen, dass es mir doch gut gehe, dass ich doch gar nicht selbst unterdrückt sei. Da habe ich immer erwidert: ´Meine Freiheit reicht aber nicht!´“

Dr. Bayan Kader Rasul, Mitgründerin von EMMA, Nordirak

Eine Frau steht vor einer Häuserwand und lächelt in die Kamera. Es ist Bahar Ali, Mitbegründerin der nordirakischen Frauenrechtsorganisation EMMA.

„Wir wollen Gesetze beeinflussen, wir wollen etwas bewegen!“

Bahar Ali, Mitgründerin von EMMA, Nordirak

Eine Frau in einem orangefarbenen Pullover steht auf einer Dachterrasse mit Kölner Dom im Hintergrund. Es ist Jeannette Böhme, Referentin für Politik und Menschenrechte bei medica mondiale.

„Die Resolution 1325 war bahnbrechend. Denn sie stellt im Gegensatz zum klassischen Sicherheitskonzept nicht den Staat in den Mittelpunkt der Sicherheitspolitik, sondern die Rechte und Bedürfnisse von Frauen und Mädchen in bewaffneten Konflikten.“

Jeannette Böhme, Referentin für Politik und Menschenrechte bei medica mondiale

Politische Frauen- und Menschenrechtsarbeit

medica mondiale setzt sich in Deutschland und weltweit mit politischer Frauen- und Menschenrechtsarbeit dafür ein, dass sich Frauen gleichberechtigt an der Gestaltung ihrer Gesellschaften beteiligen können. In diesem Zusammenhang fordert die Organisation Regierungen dazu auf, die UN-Resolution 1325 umzusetzen. Diese internationale Resolution aus dem Jahr 2000 sieht konkrete Maßnahmen zur Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Frauen und deren stärkere Beteiligung an Friedensverhandlungen vor.

Im Nordirak setzt sich die Frauenrechtsorganisation EMMA für die politische Teilhabe von Frauen ein, kämpft für die Rehabilitation IS-Überlebender und deren Kinder und führt Kampagnen und Aufklärungsveranstaltungen für eine breitere Öffentlichkeit durch.

In Südosteuropa fördert medica mondiale den Wissensaustausch und die Vernetzung von Frauenorganisationen, um den politischen und gesellschaftlichen Einfluss zu erhöhen.

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