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02. November 2023 - Interview

Uganda: Erste regionale Konferenz für und mit gewaltbetroffenen Frauen

Im Sommer 2023 fand in Uganda die erste regionale „Beneficiary Convention“ statt – eine Konferenz organisiert von Partnerorganisationen aus der Region. Ein Interview mit Laura Fix und Lisa Trebs, bei medica mondiale zuständig für Projekte in Ost- und Zentralafrika, über den Austausch unter Aktivist:innen und die Bedeutung grenzüberschreitender Solidarität.

Politische Gipfeltreffen und internationale Geberkonferenzen gibt es regelmäßig. Konferenzen, in denen die Zielgruppen entwicklungspolitischer Programme zusammenkommen und sich grenzübergreifend austauschen, eher selten. Wie kam es zur Beneficiary Convention, kurz BENCON, von medica mondiale und ihren drei Partnerorganisationen in der Region Große Seen Afrikas?

Laura Fix: Die Idee entstand während der Planungsphase eines länderübergreifenden Projekts mit unseren Partnerorganisationen MEMPROW in Uganda, PAIF in der Demokratischen Republik Kongo and SEVOTA in Ruanda. Austausch auf fachlicher Ebene zwischen den Organisationen gab es da bereits. Dann kam Corona und unsere Partner:innen entwickelten digitale Formate, um mit gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen in Kontakt zu bleiben. Also: Ihren Zielgruppen, die sie in ihrem jeweiligen Umfeld unterstützen. Das klappte so gut, dass die Idee aufkam, den Austausch untereinander auf regionaler Ebene auszuprobieren.

Lisa Trebs: Dabei haben auch Überlegungen zu Machtverhältnissen eine Rolle gespielt. Denn die eigentlichen Akteur:innen sind ja die Frauen und Mädchen, ihre Familien und die Gemeindemitglieder, an die sich MEMPROW, PAIF und SEVOTA mit ihren Angeboten richten. Sie tragen die Veränderungen in ihre Gemeinschaften. MEMPROW nennt sie daher auch Change Agents, also „Agent:innen des Wandels“. Sie hatten bisher keine Möglichkeit, sich länderübergreifend auszutauschen. Das haben wir geändert.

Wieso war es wichtig, diesen Austausch auf regionaler Ebene anzustoßen?

Laura Fix: Die Möglichkeit zu haben, über seinen eigenen Kontext hinauszuschauen, ist wichtig. Dieser Blickwinkel hilft, sich der eigenen Lage bewusst zu werden – und auch der eigenen Erfolge. Zu sehen, dass man nicht alleine ist, dass es gewaltbetroffene Frauen und Aktivist:innen in anderen Ländern gibt, die mit den gleichen Problemen, mit den gleichen Ursachen von struktureller Gewalt zu kämpfen haben; zu erfahren, wie sie damit umgehen: Das kann Zuversicht und Kraft geben. Das gilt für einzelne Frauen und Aktivist:innen, aber auch für Organisationen.

Lisa Trebs: Hinzu kommt, dass die Konfliktlinien in der Region der Großen Seen grenzüberschreitend sind. Da ist es wichtig, auf zivilgesellschaftlicher Ebene zusammenzukommen und gemeinsam zu arbeiten.

Länderübergreifende Zusammenarbeit – wie geht es damit weiter bei medica mondiale?

Lisa Trebs: Was konkret die BENCON betrifft, so sind noch mindestens zwei weitere Treffen der Teilnehmenden geplant. Sie werden virtuell stattfinden beziehungsweise hybrid.

Laura Fix: Weltweit fördern wir regionalen Austausch. In unseren Projekten setzen wir schon jetzt stark auf den peer-to-peer-support. Das heißt, dass Direktor:innen, Projektmanager:innen oder psychosoziale Fachkräfte auf ihrer Fachebene Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig stärken. Das soll in Zukunft weiter ausgebaut werden.

Die Beneficiary Convention 2023

Am 10. und 11. Juli trafen sich 50 Frauen und Männer in Kampala, Uganda, auf der Beneficiary Convention. Unter den Teilnehmenden waren Überlebende, Teenager-Mütter, psychosoziale Berater:innen, die gewaltbetroffene Frauen und minderjährige Mütter im Alltag begleiten, Lehrkräfte, Polizist:innen, religiöse Führer:innen, Ortsvorstehende sowie Mitarbeiter:innen der Partnerorganisationen MEMPROW, SEVOTA, PAIF und medica mondiale. Ziel war es, Erfahrungen auszutauschen, über die Verhinderung von Gewalt und den Aufbau gewaltfreier Gemeinschaften zu diskutieren – und Erfolge zu feiern.

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