Wir unterstützen Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten.
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In Deutschland im Einsatz für Frauenrechte weltweit

In Deutschland klären wir auf über die Bedeutung von Frauenrechten und fordern von der Bundesregierung Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen ein.

Eine Frau mit einem pinken Tuch um die Schultern steht vor dem Deutschen Bundestag.

Sexualisierter Kriegsgewalt auf allen Ebenen zu begegnen, dieser Aufgabe stellt sich die Frauenrechts- und Hilfsorganisation medica mondiale seit ihrer Gründung 1993.

Die Entstehung der Organisation wurzelt im Tatendrang und der Empörung einer starken Frau und ihren Verbündeten. Gründerin Monika Hauser versteht es als persönliche Aufgabe, den Überlebenden sexualisierter Kriegsgewalt zur Seite zu stehen: „Ich habe das Privileg eines europäischen Passes, ich habe eine gute Ausbildung genießen können, ich bin stark. Ich muss diese Privilegien nutzen, um andere Frauen, die auf der Schattenseite leben, zu unterstützen“, so Hauser im Vorwort ihrer Biographie. Möglich wird diese engagierte Arbeit durch zahlreiche Unterstützer:innen und Frauenrechtsaktivist:innen weltweit.

Portrait von Monika Hauser

„Ich muss meine Privilegien nutzen, um andere Frauen zu unterstützen“

Monika Hauser

medica mondiale hat diesen Einsatz gemeinsam mit Partnerorganisationen in Kriegs- und Konfliktregionen weltweit bis heute kontinuierlich fortgesetzt.

Deutschland ist aufgrund seiner politischen und wirtschaftlichen Macht weltweit ein wichtiger Akteur, wenn es um den Umgang der Internationalen Gemeinschaft mit sexualisierter Kriegsgewalt und der Unterstützung von Überlebenden geht. Eine besondere Verantwortung für die Wahrung der Menschenrechte weltweit resultiert aus den deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkrieges. medica mondiale begleitet die Arbeit der Bundesregierung kritisch, insbesondere mit Blick auf ihre Außenpolitik, aber auch mit Blick auf die wirksame Bekämpfung patriarchaler Ursachen im Inland, zum Beispiel durch die Umsetzung der Istanbul-Konvention:

Die Bundesrepublik Deutschland ist die größte Volkswirtschaft Europas und die viertgrößte der Welt. Sie besitzt damit wirtschaftliche und politische Macht; ihr Einfluss in der Internationalen Gemeinschaft ist groß. Aus der Tatsache, dass Deutschland zu den größten Rüstungsexporteur:innen gehört, ergibt sich eine Mitverantwortung für Gewalt und Konflikte weltweit, bei denen deutsche Waffen verwendet werden. medica mondiale erinnert regelmäßig an die daraus folgenden menschenrechtlichen Verpflichtungen.

Verpflichtung für den Einsatz für Menschenrechte

Die Bundesregierung verfügt über die notwendigen Mittel und Instrumente, um die Lebensbedingungen von Menschen weltweit positiv beeinflussen zu können, zur Wahrung der Menschen- und Frauenrechte beizutragen und sich gezielt dafür einzusetzen.

Im Hinblick auf den Holocaust und die weiteren Verbrechen der Nationalsozialist:innen, dem von ihnen verursachten zweiten Weltkrieg und seinen massiven langfristigen Folgen ist eine selbstkritische Sichtweise Deutschlands angebracht.

Gleichzeitig wurden in diesem Krieg Millionen von Frauen und Mädchen vergewaltigt. Die meist männlichen Täter:innen waren Soldat:innen der Wehrmacht. Auch Frauen in Deutschland waren von sexualisierter Gewalt betroffen. Dieser doppelten Verantwortung muss die Bundesregierung gerecht werden.

Als Mitglied der Vereinten Nationen und durch die UN-Resolutionen ist der deutsche Staat rechtlich dazu verpflichtet, sich – im Rahmen seines Engagements bei der Entwicklungszusammenarbeit als auch von Friedensmissionen – gegen sexualisierte Kriegsgewalt einzusetzen.

Rechtliche Verpflichtung zum Einsatz gegen sexualisierte Kriegsgewalt

Es muss Ziel der deutschen Politik sein, die gleichen und unveräußerlichen Rechte von Frauen und Mädchen weltweit durchzusetzen. Im Mittelpunkt dieser Aufgabe stehen die Achtung von Würde und körperlicher Unversehrtheit als Fundament für Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden in der Welt.

Zur Themenseite „UN-Resolution 1325 Frauen, Frieden, Sicherheit“ 

medica mondiale setzt sich dafür ein, dass Menschenrechtsverletzungen an Frauen und Mädchen ein Ende finden und ihre Rechte eingehalten und geschützt werden. Werte wie Solidarität und Parteilichkeit für Frauen, Machtsensibilität, Achtsamkeit und Beharrlichkeit sind gemeinsam mit unserem feministischen Selbstverständnis die Grundlage der Arbeit von medica mondiale. Unerlässlich hierfür ist es, explizit Mehrfachdiskriminierungen in den Blick zu nehmen und auch andere bestehende Machtungleichheiten zu berücksichtigen.

Durch ihren menschenrechtsorientierten und traumabearbeitenden Ansatz erzielt medica mondiale eine krisenpräventive Wirkung, die zu einer positiven gesellschaftlichen Transformation führt.

Wir setzen uns für Frauen und Mädchen ein und fordern beispielsweise die konsequente Ausgestaltung und Umsetzung einer feministischen Außenpolitik durch die Bundesregierung. Mit Blick auf sexualisierte Kriegsgewalt sollte diese eine umfassende langfristige Unterstützung von Frauenrechtsaktivist:innen in Konfliktregionen beinhalten. Eine feministische Außenpolitik stellt zudem die Interessen von Überlebenden in den Mittelpunkt und gewährleistet den Gewaltschutz für Frauen und Mädchen auf der Flucht.

Logo von medica mondiale

medica mondiale

Seit 1993 setzt sich medica mondiale ein für mehr Solidarität und Verantwortung im Kampf gegen sexualisierte Gewalt. Dabei richtet sich die Frauenorganisation an nationale und internationale Institutionen und Entscheidungsträger:innen, lokale Autoritäten, Gemeinschaften sowie an die Öffentlichkeit. Humanität, Nachhaltigkeit und eine feministische Haltung bilden die Basis des Engagements von medica mondiale für die Menschenrechte.

Arbeitsschwerpunkte

Wir fördern die öffentliche Auseinandersetzung mit patriarchalen Normen und Strukturen – in Deutschland und in unseren Schwerpunktregionen. medica mondiale hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit sowie politische Entscheidungsträger:innen über die Hintergründe und Folgen von sexualisierter Gewalt zu informieren. Dies tun wir als Einzelorganisation und gemeinsam mit feministischen Netzwerken. Dabei sensibilisieren wir dafür, dass die Ursachen und Folgen sexualisierter Gewalt weltweit ähnlich sind, unabhängig davon, ob sich ein Land im Krieg befindet oder nicht.

Gleichzeitig möchten wir auch in der deutschen Bevölkerung ein Bewusstsein für geschlechtsspezifische Ungerechtigkeit schaffen und Menschen dazu ermutigen, aktiv Verantwortung für eine gerechte Welt zu übernehmen.

Mit Kampagnen wie „Zeit zu sprechen“ (2005), „Im Einsatz“ (2008-2011), „Kein Krieg auf meinem Körper“ (2018) oder „Niemals nur Geschichte“ (2020), Spenden- und Protestaktionen sowie Vorträgen informiert medica mondiale insbesondere in Deutschland über sexualisierte Gewalt, ihre Hintergründe und Auswirkungen. Über unsere Social-Media-Kanäle sowie auf unserer Webseite informieren wir laufend über Aktuelles rund um Frauenrechte. Unsere Themenseiten bieten Hintergrundinformationen zu sexualisierter Kriegsgewalt, Trauma und Traumabewältigung, Frauenrechten und mehr.

Mit Aufklärungs- und Menschenrechtsarbeit wirkt medica mondiale auf gesellschaftliche und politische Veränderungen zugunsten von Frauen hin. Auf Fachveranstaltungen, in Gesprächen mit Politiker:innen, aber auch in Positionspapieren und Offenen Briefen bezieht die Frauenrechtsorganisation Stellung zum Thema sexualisierte Kriegsgewalt und setzt sich für eine feministische Außen- und Menschenrechtspolitik ein.

medica mondiale benennt Strategien zur Prävention sexualisierter Gewalt und fordert Entscheidungsträger:innen zum Handeln auf. 2017 konnte so beispielsweise bewirkt werden, dass die Entwicklung eines traumasensiblen Ansatzes in den neuen Gender-Aktionsplan des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) aufgenommen wurde.

Mit der Veröffentlichung wissenschaftlicher Studien und Dokumentationen – etwa über den Umgang mit Zeug:innen vor internationalen Gerichtshöfen (2009) oder zu den Langzeitfolgen von Kriegsvergewaltigungen in Bosnien und Herzegowina (2014) – hat sich medica mondiale als international anerkannte Expertin im Bereich sexualisierter Kriegsgewalt etabliert. In dieser Funktion drängt medica mondiale darauf, die internationalen Abkommen zum Schutz von Frauen vor sexualisierter Gewalt einzuhalten und konsequent umzusetzen.

Zu den relevanten internationalen Abkommen gehören beispielsweise die Agenda Frauen, Frieden, Sicherheit der Vereinten Nationen und die Istanbul-Konvention, das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt. Die Agenda Frauen, Frieden, Sicherheit schreibt eine stärkere Beteiligung von Frauen an Friedensprozessen und die Gewährleistung ihrer Sicherheit als unmittelbare Voraussetzung für dauerhaften Frieden in der Welt vor.

Patriarchalische Einstellungen und Machtstrukturen bringen Gewalt hervor und erschweren die Bewältigung traumatischer Erfahrungen. Durch Qualifizierung wollen wir Fachkräften eine stress- und traumasensible Haltung im Umgang mit den Folgen von Gewalt und Traumatisierungen vermitteln. medica mondiale bietet auch in Deutschland Fortbildungen und Vorträge zu diesem Thema an.

Durch den stress- und traumasensiblen Ansatz vermitteln wir ein soziopolitisches sowie machtsensibles Verständnis zu Trauma und sexualisierter Gewalt, das auch die Verschränkung verschiedener Unterdrückungsstrukturen berücksichtigt, zum Beispiel Rassismus und Sexismus. Die Trainings fördern eine selbstreflexive und kritische Haltung in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit und Globale Gerechtigkeit.

Die Fortbildungen richten sich schwerpunktmäßig an Fachkräfte der internationalen Zusammenarbeit, speziell Friedensarbeit, sowie Studierende international ausgerichteter Studiengänge. Überdies bildet medica mondiale Expert:innen als Trainer:innen und Multiplikator:innen zum Thema Stress- und Traumasensibilität aus.

Außerdem bieten wir Fortbildungen und Vorträge zu Personal- und Selbstfürsorge für Fach- und Führungskräfte sowie Aktivist:innen.

Die Basis unserer Arbeit ist die Zusammenarbeit mit und Förderung von Frauenrechtsstrukturen in unseren Schwerpunktregionen. Starke lokale Frauenrechtsakteur:innen innerhalb der Zivilgesellschaft eines Landes sind die Voraussetzung dafür, dass die Interessen und Rechte von Frauen und Mädchen dauerhaft vertreten und verankert werden. Wir unterstützen unsere Partnerorganisationen dabei, ihre Arbeit umzusetzen und ihre Strategien, Strukturen und personellen Kapazitäten zu stärken.

Als Verbündete innerhalb einer transnationalen feministischen Bewegung verbindet uns der Einsatz für soziale Gerechtigkeit. Die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen verstehen wir nicht als technisches, sondern als politisches, kooperatives und solidarisches Handeln, das kontextspezifisch und machtkritisch gestaltet sein muss. Die Zusammenarbeit mit Partner:innen gestalten wir auf Basis gemeinsamer Visionen und Werte, Wertschätzung von Unterschiedlichkeit und gegenseitiger Rechenschaftspflicht (‘Accountability’).

Wir erkennen die Autonomie unserer Partnerorganisationen an und unterstützen, was vor Ort benötigt wird. Im Rahmen gemeinsamer Projekte, Programme und Aktionen schaffen wir Zugang zu finanzieller Förderung, fachlicher Beratung, Organisationsentwicklung und Vernetzung. Länderübergreifende Programme, die sich auf einen Sektor konzentrieren, sollen durch den Austausch zwischen Partnerorganisationen gemeinsame Lernprozesse fördern und den politischen und gesellschaftlichen Einfluss sowie die Breitenwirksamkeit des Engagements gleichgesinnter Frauenorganisationen erhöhen.

Um zu gewährleisten, dass von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten wirkungsvoll unterstützt werden, führt medica mondiale gemeinsam mit Partnerorganisationen in regelmäßigen Abständen Evaluationen durch. Die Perspektive der Frauen und Mädchen, ihre Wahrnehmung, Beschreibung und Bewertung von Veränderungen und Wirkungen ist für uns dabei von zentraler und entscheidender Bedeutung.

Unabhängige Gutachter:innen, aber auch eigene Mitarbeiter:innen reisen in die Projektländer und überprüfen mittels Befragungen, Expert:innengesprächen oder Workshops die Ergebnisse unserer Arbeit. Gleiches gilt für Aktivitäten im Inland. Die Erkenntnisse werden zur Weiterentwicklung und Steuerung von Programmen und Strategien genutzt. Wir reagieren auf Veränderungen und passen gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen die Projekte an.

Der größte Teil unserer Ressourcen fließt in Regionen, in denen es Konflikte gibt oder gab. Für uns ist dieses solidarische Umverteilen von Geldern ein Beitrag zu Globaler Gerechtigkeit. medica mondiale finanziert sich zu einem großen Teil durch Spenden, hinzu kommen öffentliche Mittel.

Private Spenden sind eine Grundvoraussetzung unseres Erfolges. Sie tragen dazu bei, im Sinne unserer Überzeugung und unabhängig von Förderrichtlinien Dritter zu agieren. Mit Spendenbriefen und Veranstaltungen, dem Spender:innen-Magazin „memo“, der Website und diversen Social Media-Kanälen hält medica mondiale ihre Spender:innen und Unterstützer:innen über die Projekte auf dem Laufenden.

Darüber hinaus unterstützen uns öffentliche und private Geldgeber:innen. Das sind im Wesentlichen das Auswärtige Amt, das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, die Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie einzelne Landesregierungen, Städte und Stiftungen.

(Stand: 10/2022)