Unser unmittelbarer Einsatz für die Ukraine: Trainings für Aktivist:innen
Sexualisierte Kriegsgewalt in der Ukraine
Am 24. Februar 2022 hat der russische Überfall auf die Ukraine die Welt erschüttert. Die schnelle Ausweitung und das Ausmaß des Angriffskriegs waren schockierend. Drohnen aus der Luft und Soldat:innen am Boden greifen seither die gesamte ukrainische Bevölkerung an und bedrohen ihr Leben. Mehr als ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung ist seitdem geflohen.
Seit nun mehr als 30 Jahren unterstützt medica mondiale Überlebende sexualisierter Kriegsgewalt. Wir wissen: In Kriegen und auf der Flucht steigt die Gefahr für Frauen und Mädchen, sexualisierte Gewalt zu erleben.
„Der Überfall Russlands auf die Ukraine macht mich seit Monaten wütend und traurig zugleich. In diesem Krieg – wie auch in jedem anderen – werden Frauen und Mädchen vergewaltigt.“
Die Bedarfe der Überlebenden sexualisierter Gewalt müssen im Fokus stehen – in den Kriegsgebieten, auf der Flucht und auch in den Ländern, in denen die Geflüchteten ankommen. Sie brauchen umfassenden Schutz sowie stress- und traumasensible medizinische sowie psychosoziale Unterstützung.
Feministische Netzwerke: Schnelle Reaktion und Zusammenhalt in Krisen
Kurze Zeit nach der Ausweitung des russischen Angriffskriegs erreichte uns über das europäische Frauennetzwerk WAVE (Women Against Violence Europe) die konkrete Anfrage nach Unterstützung. Da wir nicht vor Ort in der Ukraine tätig sind, waren wir dankbar, auf diesem Weg einen Beitrag für Frauen in der Ukraine zu leisten zu können. Gemeinsam mit dem Netzwerk konnten wir kurzfristig Hilfe für Aktivist:innen in der Ukraine realisieren und so unsere Expertise für Betroffene sexualisierter Gewalt zur Verfügung stellen.
Trainings für Aktivist:innen – so unterstützen wir Überlebende in der Ukraine
Das Team von WAVE berichtete uns, dass Frauenrechtsorganisationen, die in der Ukraine und angrenzenden Ländern arbeiten, seit Beginn des Angriffskrieges vermehrt mit Fällen von sexualisierter Gewalt konfrontiert sind.
Kurzerhand entwickelten wir mit dem Netzwerk spezielle Schulungen, in denen Aktivist:innen aus der Ukraine und Nachbarländern fachliche Unterstützung im traumasensiblen Umgang mit Überlebenden sexualisierter Kriegsgewalt erhalten. Im Mai 2022 starteten die Trainings, die zunächst online stattfanden. Die Teilnehmenden kommen unter anderem direkt aus der Ukraine, aber auch aus Russland und Polen. Sie sind vor allem Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen und Jurist:innen, die bereits vor dem Krieg zu geschlechtsspezifischer Gewalt und in der Frauenberatung gearbeitet haben. Wichtiger Teil der Fortbildungen ist das Thema Selbstfürsorge in Krisenzeiten.
Auch 2024 sollen die Schulungen fortgesetzt werden, erstmals in Präsenz in Wien und mit einer noch breiteren Zielgruppe von Aktivist:innen aus verschiedenen europäischen Ländern. Umgesetzt werden die Schulungen mit Kolleg:innen von Medica Zenica (Bosnien und Herzegowina) und Medica Gjakova (Kosovo), die dabei ihre eigenen Erfahrungen aus der Arbeit während der Jugoslawienkriege einbringen.
Selbstfürsorge – Kraft schöpfen in Angesicht von Krieg und Gewalt
Die Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen und Jurist:innen, die mit ukrainischen Überlebenden arbeiten, benötigen nicht nur solidarische Unterstützung. Deshalb enthalten die Schulungen auch Informationen und Übungen zum Umgang mit den eigenen Kräften. Für die eigene Selbstfürsorge sensibilisiert zu sein, ist bei der Arbeit mit Überlebenden sexualisierter Kriegsgewalt unerlässlich.
„Die Unterstützung derjenigen, die selbst unterstützen, ist angesichts der kräftezehrenden, extrem belastenden Kriegssituationen immens wichtig.“