Bericht des Vorstands von medica mondiale
Seit 2016 besteht der geschäftsführende Vorstand von medica mondiale aus (v.l.n.r.):
Elke Ebert (Geschäftsführender Vorstand Finanzen & Personal), Sybille Fezer (Geschäftsführender Vorstand Programme) und Dr. Monika Hauser (Vorstandsvorsitzende)
Die Kraft gelebter Solidarität
Seit 30 Jahren steht medica mondiale an der Seite gewaltbetroffener Frauen. Seit unserem ersten Einsatz 1993 ist ein starkes feministisches Netzwerk entstanden. Welche Kraft es entfalten kann, haben afghanische Aktivist:innen auf beeindruckende Weise gezeigt. Angesichts der zahlreichen globalen Krisen gibt diese gelebte Solidarität Hoffnung – und Stärke, die anstehenden Herausforderungen anzugehen.
Eines der größten Geschenke zu unserem 30-jährigen Jubiläum war, dass wir feministische Solidarität und die Wirksamkeit unserer Arbeit unmittelbar erleben durften: 2021 hatten wir 90 afghanische Kolleg:innen, gefährdete Frauenrechtler:innen und ihre Familien bei der Flucht vor den Taliban unterstützt. Fast 400 Menschen! Bis heute stärken sich die Aktivist:innen gegenseitig – und diejenigen, die im Land geblieben sind. In digitalen Gruppen und mit Selbstfürsorge-Schulungen unterstützen sie Frauenrechtler:innen in Afghanistan. Und sie helfen geflüchteten Frauen in Deutschland. Einige von ihnen haben dafür einen eigenen Verein gegründet: Hami e.V. (mehr dazu finden Sie auf S. 16/17). Die Aktivist:innen sind voller Pläne. Was für einen Unterschied es integrationspolitisch macht, wenn Geflüchtete nicht nur auf ihre Fluchtgeschichte reduziert, sondern in ihrer Kraft, ihren Kompetenzen, ihren Selbsthilfefähigkeiten gestärkt werden!
Feministisch und verantwortungsvoll
Wir haben 2023 unser neues Compliance-System eingeführt, um Missbrauch von Macht oder Privilegien systematisch vorzubeugen und darauf konsequent reagieren zu können. Wie das konkret aussieht, erfahren Sie auf S. 32/33. Und mit der Entwicklung von Regionalstrategien wollen wir unsere Handlungsfelder Gewalt verhindern, Überlebende unterstützen, feministische Aktion stärken sinnvoll kontextualisieren. Dabei arbeiten wir eng mit regionalen Teams feministischer Forscher:innen und Aktivist:innen zusammen.
Ausblick: Globale Krisen erfordern mehr, nicht weniger Einsatz
Dass die Herausforderungen für die Frauenrechtsarbeit zunehmen, sehen wir weltweit – und derzeit auch in Deutschland. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023 kürzte die Bundesregierung den Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) um 940 Millionen Euro. Auch der Etat für Humanitäre Hilfe wurde reduziert. Um den zahlreichen globalen Krisen – und der Verantwortung des Globalen Nordens – gerecht zu werden, braucht es mehr, nicht weniger Mittel. Zusammen mit dem Dachverband der entwicklungspolitischen Organisationen, VENRO, setzen wir uns dafür ein, dass Parlament und Regierung das wahrnehmen und korrigieren.
Ausblick
In unseren Projekten arbeiten wir eng mit Frauenorganisationen im Globalen Süden zusammen. Derzeit entwickeln wir ein neues Partnerschaftsmodell, in dem wir unsere Rolle als Geberin aus dem Globalen Norden und gleichzeitig feministische Verbündete kritisch reflektieren.
Anlässlich unseres 30-jährigen Bestehens schauen wir im Jahr 2023 nicht nur zurück, sondern widmen uns auch der Zukunftsfähigkeit unserer Organisation. In einem Markenentwicklungsprozess beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und wie wir unsere Anliegen und Botschaften weiter stärken können.
Entwicklung der Programmarbeit
Mit einigen Partnerorganisationen arbeiten wir seit Jahrzehnten zusammen. Unsere gemeinsame Erfahrung ist die Basis, um zunehmend Programme zu entwickeln, an denen Organisationen aus mehreren Ländern beteiligt sind. So können wir grenzübergreifende Konflikträume in den Blick nehmen und durch gemeinsame politische Aktionen strukturelle Veränderungen erwirken. Starke lokale Frauenrechtsakteur:innen sind die Voraussetzung dafür, dass die Rechte von Frauen und Mädchen dauerhaft vertreten und verankert werden.
Gleichzeitig bewegen wir uns als Organisation aus dem Globalen Norden in einem Spannungsfeld: Aufgrund des bestehenden Machtgefälles müssen wir uns und unsere Haltungen immer wieder selbst reflektieren, sowohl in der Zusammenarbeit mit Partner:innen als auch innerhalb unserer Organisation.
Ausblick: Globale Krisen erfordern mehr, nicht weniger Einsatz
Dass die Herausforderungen für die Frauenrechtsarbeit zunehmen, sehen wir weltweit – und derzeit auch in Deutschland. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023 kürzte die Bundesregierung den Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) um 940 Millionen Euro. Auch der Etat für Humanitäre Hilfe wurde reduziert. Um den zahlreichen globalen Krisen – und der Verantwortung des Globalen Nordens – gerecht zu werden, braucht es mehr, nicht weniger Mittel. Zusammen mit dem Dachverband der entwicklungspolitischen Organisationen, VENRO, setzen wir uns dafür ein, dass Parlament und Regierung das wahrnehmen und korrigieren.