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29. September 2022 - Meldung

Mädchenarbeit in Sierra Leone: Sichere Räume für ernste Themen

Ob Genitalverstümmelung oder Kinderheirat: Gewalt gegen Frauen ist in Sierra Leone allgegenwärtig. Neun von zehn Mädchen sind von Genitalverstümmelung betroffen, mehr als die Hälfte der Mädchen werden vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Die Organisation Girl2Girl stellt sich dem entgegen und vermittelt Wissen zu tabuisierten Themen. Dieses Wissen kann den Mädchen niemand mehr wegnehmen. medica mondiale unterstützt Girl2Girl seit 2019.

Sexualität, Verhütung, Menstruation, Schutz vor Gewalt: Das sind ernste Themen, über die in Sierra Leone nur wenige Mädchen offen sprechen – vor allem, wenn sie im Alltag schon an der Waschstelle belästigt werden.
Die Organisation Girl2Girl hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, Netzwerke in Gemeinden aufzubauen, sogenannte „Girl Networks“. Gemeinsam mit medica mondiale schult Girl2Girl junge Frauen, die ehrenamtlich andere Mädchen in den jeweiligen Gemeinden über wichtige Themen wie Sexualität und Frauenrechte informieren. Auch das Thema Genitalverstümmelung nimmt dabei einen großen Platz ein – ein weit verbreitetes Problem in Sierra Leone.

Nachhaltige Aufklärung an Schulen: Jugendliche geben ihr Wissen über Sexualität und Mädchenrechte an Gleichaltrige weiter

Girl2Girl bildet auch psychosoziale Helfer:innen aus, damit sie speziell mit Schüler:innen sprechen. In Schulen baut Girl2Girl Schüler:innenclubs auf, in denen Jungen und Mädchen gemeinsam Zugang zu Informationen über Geschlecht, Menstruation, Verhütung und Gewalt gegen Frauen bekommen. Die Mitglieder geben wiederum ihr Wissen an andere Gleichaltrige weiter – ein effektives und nachhaltiges Lernen im Kreis.

Girl2Girl schafft sichere Räume für Frauen und Mädchen in Gemeinden

Neben der Information schafft Girl2Girl auch sichere Räume für Mädchen und junge Frauen in den Vororten von Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone. Dabei bezieht die Organisation auch Gemeindevorsteher, Institutionen und Lehrer:innen, Eltern, Pastoren und Imame mit ein – mit Erfolg: Eine Mutter beschloss nach einer Informationsveranstaltung, einen Teil ihres Grundstücks zum Schutzort für Frauen und Mädchen zu erklären. Dort können Frauen und Mädchen jetzt ihre Wäsche in Ruhe waschen und unter sich bleiben, ohne dass Männer sie belästigen.

Gewalt gegen Frauen beenden: eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Dieses Beispiel zeigt, dass sich in den Köpfen der Menschen etwas verändert und sie sich mehr für Frauenrechte einsetzen wollen, besonders dort, wo Girl2Girl aktiv ist. Vor allem im ländlichen Raum gibt es wenig Bewusstsein für strukturelle Benachteiligung und Gewalt gegen Frauen. Diese Themen werden gesellschaftlich wenig in Frage gestellt – und genau da setzt Girl2Girl an.