Stigmatisierung der Überlebenden
Wie bei kaum einem anderen Verbrechen wird nach einer Vergewaltigung die Schuld eines männlichen Täters für sein Verbrechen dem Opfer zugeschrieben. Diese Schuldzuweisungen finden direkt oder indirekt auf verschiedenen Ebenen statt, sei es durch Mythen wie dem, dass gewisse Kleidung eine Vergewaltigung provoziere, oder durch gesetzliche Strukturen, in denen Frauen nach einer Vergewaltigung inhaftiert werden. Sie dienen dazu, Gewalt von Männern gegen Frauen zu verharmlosen und letztlich patriarchale Strukturen zu erhalten.
Für Frauen und Mädchen bedeutet dies oft ein unlösbares Dilemma: Das Schweigen über die Tat bewahrt sie vor der Stigmatisierung in ihrer Gesellschaft, trägt aber zugleich dazu bei, dass sie mit den psychischen und körperlichen Folgen der Tat alleine zurecht kommen müssen und sie keine Gerechtigkeit erfahren können. Es gibt viele Gründe, über die Tat zu schweigen: Tabuisierung, fehlende Unterstützung, Ausgrenzung oder gar Bedrohung durch die Familie und die Gesellschaft. Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, tragen daher oft ein Leben lang an den seelischen und körperlichen Verletzungen. Dazu kommen häufig soziale Ausgrenzung, finanzielle Not und unzureichende medizinische Versorgung.