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Psychisches Trauma

Überwältigendes Gefühl von Hilflosigkeit; Überlebensreaktion auf lebensbedrohliche Ereignisse

Ein psychisches Trauma zerstört das Gefühl von Sicherheit, es greift das Urvertrauen an, persönliche Grenzen werden weit überschritten, die eigene Selbstachtung ausgehöhlt und ein überwältigendes Gefühl von Hilflosigkeit erzeugt. In der Folge können Panikattacken, Depressionen, Schlafstörungen, chronische Schmerzen oder eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) das Leben der Betroffenen über Jahre hinweg massiv beeinträchtigen.

In Kriegs- und Konfliktgebieten ist die Bevölkerung einer Vielzahl von belastenden Erfahrungen und Stressoren ausgesetzt. Darunter auch vielen traumatischen Erfahrungen, die eine existenzielle Bedrohung der körperlichen und psychischen Unversehrtheit bedeuten. Betroffene erleben extreme Hilflosigkeit und Ohnmacht.

Symptome eines Psychotraumas

Einen Verkehrsunfall oder eine Naturkatastrophe verarbeiten viele Menschen, ohne sich langfristig durch das Ereignis beeinträchtigt zu fühlen. Dagegen berichtet jede:r zweite Überlebende von Folter, andauernder häuslicher Gewalt oder sexualisierter Gewalt im Konfliktkontext von deutlichen psychischen, körperlichen und sozialen Langzeitfolgen. Dazu gehören Antriebslosigkeit und Rückzug aus dem sozialen Leben, chronische Schmerzen oder massive Schlafstörungen. Viele berichten auch von einer chronischen Stressreaktion mit Konzentrationsschwierigkeiten, innerer Unruhe oder Reizbarkeit.

Stärke und Dauer eines Psychotraumas

Wie stark und dauerhaft die Folgen sind, hängt nicht nur von der Schwere der traumatischen Erlebnisse und der Persönlichkeit der Überlebenden ab, sondern ganz wesentlich auch von den Erfahrungen, die die betroffene Person danach macht. Fortdauernde Unsicherheit, Gefährdung und Armut sowie im Falle von Vergewaltigungen auch Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung können in Kriegs- und Postkonfliktregionen die traumatische Stressreaktion verstärken. Sind einzelne Menschen, Familien und ganze Regionen wiederholt traumatischen Ereignissen ausgesetzt, hat dies häufig grundlegende, strukturelle Folgen: Persönlichkeit und Identität, Werte, Beziehungsgestaltung und das gesellschaftliche Miteinander sind verändert.

 
Quelle: "Ein solidarischer, stress- und traumasensibler Ansatz zur multi-sektoriellen Unterstützung von Gewaltüberlebenden" von Karin Griese & Alena Mehlau, medica mondiale. Erschienen in: Trauma (1/2016)

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