Hannah Yambasu, Sierra Leone: „Ich möchte nicht, dass Mädchen so etwas heute noch erleben müssen“

Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg! Wie kam es zu der Klage gegen den Schulausschluss schwangerer Mädchen?
Wir hatten zu der Zeit eigentlich andere Sorgen. Das war mitten in der Ebola-Krise! Aber als wir vom Verbot hörten, war uns sofort klar, dass wir etwas tun müssen. Wir haben uns also mit weiteren Initiativen zusammengeschlossen und gemeinsam entschieden, dass wir vor Gericht ziehen*. Ende 2019 hat das Gericht seine Entscheidung verkündet, und seit März dürfen schwangere Mädchen wieder zur Schule gehen.
Was haben Teenager-Schwangerschaften mit Epidemien wie Ebola zu tun?
Sierra Leone hat generell eine hohe Rate an Teenager-Schwangerschaften. Aber während der Epidemie stieg die Rate stark an – als Ergebnis von Vergewaltigungen, aber auch, weil viele Mädchen in der Epidemie ihre Eltern verloren und in finanzielle Abhängigkeit gerieten. Auch während der aktuellen Krise sehen wir diese Gefahr.
Wie sind Sie zur Frauenrechtsaktivistin geworden?
Ich habe Diskriminierung und Übergriffe am eigenen Leib erlebt. Im Krieg (1991-2002) habe ich für verschiedene Hilfsorganisationen gearbeitet – und unerträgliche Dinge gesehen. Man kann sich gar nicht vorstellen, was Frauen und Mädchen angetan wurde. Ich habe WAVES gegründet, weil ich einfach nicht möchte, dass Mädchen immer noch solchen Situationen ausgesetzt sind!
Woher nehmen Sie Ihre Kraft, sich für Frauen und Mädchen einzusetzen?
Ich sage den Menschen klar und deutlich, wenn ich nicht mehr kann. Ich erlaube es niemandem, und auch mir selbst nicht mehr, meine Grenzen zu überschreiten.
*Für den Prozess am Gerichtshof der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft arbeitete WAVES mit der Child Welfare Society, Defense for Children International und der amerikanischen Organisation Equality Now zusammen und wurde von einem Rechtsbüro in Kenia beraten.
Erschienen im memo, 2. Ausgabe 2020, S. 12
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