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17. Juni 2022 - Pressemeldung

Welttag gegen sexualisierte Kriegsgewalt: Frauenrechtsorganisationen unterstützen

Pressemitteilung: Köln, 16. Juni 2022. Sexualisierte Kriegsgewalt gegen Frauen und Mädchen zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte – egal zu welcher Zeit, egal in welcher Weltregion, egal in welcher Art von kriegerischem Konflikt. Anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von sexualisierter Gewalt in Konflikten am 19.06. fordert medica mondiale eine feministische Außenpolitik und insbesondere mehr Unterstützung für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen und für die sie betreuenden Frauenrechtsorganisationen - in der Ukraine und in anderen Krisenregionen weltweit.

Mehrere Frauen lassen auf einem Platz in Pristina Luftballons steigen.
Bis heute kämpfen Aktivistinnen für die Anerkennung der schweren Menschenrechtsverletzungen an Frauen in den Balkankriegen der 90er Jahre.

Sexualisierte Gewalt passiert in den meisten Kriegen und Konflikten. Zum allergrößten Teil sind es Frauen und Mädchen, die vergewaltigt und verschleppt, versklavt oder zur zu Heirat oder Schwangerschaft gezwungen werden.,”

sagt Monika Hauser, Vorständin von medica mondiale.

„Nach diesen existentiellen Gewalterfahrungen brauchen sie vor allem Ruhe, Sicherheit, traumasensible psychosoziale Betreuung und medizinische Versorgung.”

Monika Hauser, Vorständin von medica mondiale

Auch in der Ukraine sind es die Frauenorganisationen, die jetzt bis zur eigenen Erschöpfung unterstützen. Die Internationale Gemeinschaft und auch die Bundesregierung müssen lokale Frauenorganisationen und Aktivistinnen in Krisenregionen finanziell und politisch unterstützen. Allzu oft wird ihre wertvolle Expertise ignoriert – sie müssen die Möglichkeit bekommen ihre Erfahrungen einzubringen. Beratungsstellen und Unterstützungsstrukturen für Frauen und Kinder, die von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind, müssen ausgebaut werden.

„Es braucht niedrigschwellige Anlaufstellen für traumatisierte Frauen – in den Krisenregionen und in den Staaten, in die Menschen, vor allem Frauen und Kinder, vor dem Krieg fliehen.

sagt Hauser. medica mondiale ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine mit lokalen Frauenrechtsorganisationen im Austausch. Seit Mai bietet die Organisation spezialisierte Trainings für die Begleitung gewaltbetroffener Frauen in der Kriegssituation an.

medica mondiale setzt auf langfristige, teils jahrzehntelange Unterstützung, um Traumata infolge sexualisierter Gewalt aufzuarbeiten. Dabei geht es nicht nur um die Begleitung betroffener Frauen und Mädchen, sondern auch um einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz; das bedeutet, das Leid und die Kraft anzuerkennen, mit der betroffene Frauen dieses schwere Unrecht überlebt haben. Ein Beispiel dafür ist Bosnien und Herzegowina. Im Krieg vor 30 Jahren wurde sexualisierte Gewalt systematisch wie eine Waffe eingesetzt. Bis heute leiden betroffene Frauen und ihr Umfeld an den Folgen der Gewalt. Bis heute kämpfen Aktivistinnen für die Anerkennung dieser schweren Menschenrechtsverletzung.

Jasna Zečević, Direktorin der bosnischen Frauenrechtsorganisation Vive Žene und Kooperationspartnerin von medica mondiale sagt:

„Die Aufarbeitung von Traumata ist ein sehr langer Prozess, mit sehr vielen Beteiligten: Nicht nur Psychotherapeut:innen, sondern auch staatliche Institutionen, die Öffentlichkeit, Medien – alle müssen sich beteiligen. Aber bisher passiert das nicht, die Überlebenden werden immer noch ignoriert. Wir haben gesehen, wie lange es gedauert hat, bis die bosnische Gesellschaft überhaupt über die Vergewaltigungen sprechen können. So lange darf es z.b. in der Ukraine nicht dauern. Wir stehen solidarisch an der Seite aller Frauen, die sexualisierte Kriegsgewalt überlebt haben.”

 Jasna Zečević, Direktorin von Vive Žene

Von der Bundesregierung fordert medica mondiale eine feministische Außenpolitik. Monika Hauser:

„In vielen Regionen der Welt nimmt mit jeder Welle von militärischer Gewalt sexualisierte Kriegsgewalt zu, aktuell unter anderem in der Ukraine, der DR Kongo und Äthiopien. Das macht die Dringlichkeit deutlich: Es braucht jetzt einen Wandel in der Außen- und Sicherheitspolitik. Menschliche Sicherheit und die Rechte und Belange von Frauen müssen in den politischen Fokus rücken."