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28. August 2019 - Meldung

Selbstfürsorge als Verantwortung aller für alle

Haupt- und ehrenamtlich Engagierte, die mit geflüchteten Personen arbeiten, sind häufig hohem Stress ausgesetzt. Viele Geflüchtete haben vor, während oder nach ihrer Flucht traumatische Erlebnisse wie Krieg, Verlust oder sexualisierte Gewalt überlebt. Diesem immensen Bedarf an Unterstützung stehen vergleichsweise geringe personelle oder finanzielle Ressourcen gegenüber. Was tun angesichts solch belastender Rahmenbedingungen?

Grafik mit Frauen die Selbstfürsorge auf verschiedene Arten betreiben, wie Freunde treffen oder Meditieren

Selbstfürsorge als Schutz in unserer Arbeit

Ohne angemessene Wertschätzung und unterstützende Strukturen erleben DolmetscherInnen, VerfahrensberaterInnen oder MenschenrechtsaktivistInnen häufig Überforderung. Zudem kann das zu Teamkonflikten, sinkender Motivation und anhaltender Erschöpfung führen. Institutionen und Organisationen tragen Verantwortung dafür, Strukturen und eine Arbeitskultur zu fördern, die die psychosoziale  Stabilität aller unterstützt und Selbstfürsorge  ermöglicht. Selbstfürsorge schützt uns in unserer Arbeit, sodass wir nicht nur vom Leiden berührt, sondern auch durch Geschichten von Resilienz, Widerstand und Überleben gestärkt werden.

Woran erkenne ich Anzeichen einer Überlastung und was kann ich dagegen tun?

Schlafe ich schlecht? Bin ich unkonzentriert oder angespannt? Fühle ich mich nach einem Urlaub nicht erholt? All das können Anzeichen einer Überlastung sein. Die Praxis der Selbstfürsorge sieht für jeden anders aus, da sie von unseren individuellen Bedürfnissen geprägt ist. Deshalb sind wir die ExpertInnen für unser eigenes Wohlbefinden und damit für eine stärkende Selbstfürsorgepraxis. Regelmäßiger kollegialer Austausch, ein solidarischer Umgang mit Herausforderungen ermöglichen neben Fortbildungen und Supervision, sich seiner eigenen Grenzen bewusst zu werden und eine gute Balance zwischen Anstrengung und Ruhe zu finden.

Solidaritätsarbeit durch Fortbildungen stärken

Aufgrund des erhöhten Bedarfs in Deutschland sensibilisiert  medica mondiale seit 2016 verstärkt UnterstützerInnen von Geflüchteten. Wir fördern Strukturen und Prozesse, die einen reflektierten Umgang mit Belastungen und Trauma-Dynamiken ermöglichen. Seit 2018 fördert die Aktion Mensch unsere Fortbildungsprogramme. Diese sollen Fachkräfte, AktivistInnen und Ehrenamtliche in ihrer Arbeit stärken und durch stress- und traumasensible organisationale Strukturen ein nachhaltiges und empathisches Engagement begünstigen.

 

Autorin: Petra Keller, Fortbildungsreferentin Trauma-Arbeit bei medica mondiale

 

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