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11. September 2019 - Meldung

Liberia: Feministische Kampagne #Weareunprotected!

Obwohl Frauen und Mädchen in Liberia täglicher Gewalt ausgesetzt sind, bleiben Regierung und Verantwortliche oft untätig. So auch im Falle sexualisierter Übergriffe auf Schülerinnen einer Schule der US-amerikanischen Wohlfahrtseinrichtung More Than Me. Unsere Partnerorganisation Medica Liberia organisierte daraufhin eine Öffentlichkeitskampagne, die im größten Protestmarsch der Geschichte Liberias resultierte.

Mit einem Investigativ-Bericht fing es an. Im Oktober 2018 veröffentlichte das TIME Magazine zusammen mit der Nachrichtenredaktion ProPublica den Artikel „Unprotected“. Der Bericht beschreibt, wie an einer Schule der US-amerikanischen Wohlfahrtseinrichtung More Than Me in Liberia sexualisierte Übergriffe auf ungefähr 30 junge Mädchen stattgefunden hatten. Neben den Vorfällen skandalisiert der Bericht, dass die Verantwortlichen trotz zahlreicher Hinweise nicht reagierten und RegierungsvertreterInnen sich nicht für die Überlebenden einsetzten.

Als der Bericht veröffentlicht wurde, war für Caroline Bowah, Direktorin unserer Partnerorganisation Medica Liberia, sofort klar: „Wir müssen reagieren.“ Innerhalb weniger Tage organisierte sie mit dem Liberian Feminist Forum eine Öffentlichkeitskampagne unter dem Schlagwort #weareunprotected – „Wir sind ungeschützt“. Über ihre Netzwerke, in den Gemeinden, in denen Medica Liberia seit Jahren aktiv ist, verbreiteten sich die Aufrufe in Windeseile: Nur eine Woche später, am 18. Oktober 2018, versammelte sich einer der größten Protestmärsche in der Geschichte des Landes. Einen Monat später folgte die zweite Protestwelle. Über einen Zeitraum von 16 Tagen organisierte das Liberian Feminist Forum Massen-Sit-Ins und breit angelegte Aufklärungskampagnen.

Frauen und Mädchen sind in Liberia in allen Lebensbereichen von Gewalt betroffen

„Was in der Schule passiert ist, war nicht neu“, so Bowah. „Es steht exemplarisch für die Gewalt, die Frauen und Mädchen in Liberia erleben, für ihre Schutzlosigkeit und für die Straflosigkeit der Täter.“ Frauen und Mädchen seien in allen Lebensbereichen von Gewalt betroffen: am Arbeitsplatz, in der Schule, zuhause und in ihren Gemeinden. Zudem habe sich seit dem Wechsel der Präsidentschaft im Januar 2018 die Situation für Frauenrechte merklich verschlechtert. Der Einfluss traditioneller Kräfte wachse; erreichte Fortschritte wie das Gesetz gegen Vergewaltigung und familiäre Gewalt drohen verwässert zu werden.

Gegen diese Entwicklung im Land wenden sich die Proteste. Die Demonstrierenden fordern die Regierung auf, die Täter konsequent zu bestrafen und den Überlebenden von sexualisierter Gewalt Schutz und Beratung zu bieten. Medica Liberia setzt sich als größte und bekannteste Frauenrechtsorganisation in Liberia im Südosten und in der Hauptstadtregion für Frauen und Mädchen ein. Neben der Advocacy-Arbeit bietet die Organisation auch direkte Unterstützung: Ihre Mitarbeiterinnen organisieren zum Beispiel die sogenannten Girls’ Clubs, in denen sich Mädchen offen austauschen können. Informationen zu Sexualität, Verhütung und Frauenrechten stehen bei diesen Treffen im Mittelpunkt.

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Quelle des Textes: Jahresbericht 2018, S. 16-17

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