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19. Mai 2022 - Meldung

Demokratische Republik Kongo: Den Kreislauf geschlechtsbezogener und sexualisierter Gewalt durchbrechen

In der Provinz Süd-Kivu der DR Kongo arbeiten lokale Frauenorganisationen gemeinsam mit medica mondiale daran, die Lebensperspektiven von Frauen, die extreme Gewalt erlebt haben, zu verbessern. Durch den Ausbau von Beratungsangeboten, Vernetzung, Aufklärung und politische Kampagnen leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Frieden in der Region.

Gruppenfoto der Teilnehmenden einer Ausbildung zu psychosozialen Assistentinnen.

Im Kontext bewaffneter Konflikte sind Vergewaltigungen und sexualisierte Gewalt in Süd-Kivu weit verbreitet. Frauen und Mädchen sind nicht nur von den schweren psychischen und körperlichen Auswirkungen betroffen. Sie werden häufig stigmatisiert und erhalten keinen Zugang zu juristischer Hilfe, während viele Täter straffrei ausgehen.

Frauen ganzheitlich unterstützen und stärken

Gemeinsam mit sechs lokalen Partnerorganisationen engagiert sich medica mondiale dafür, diesen Kreislauf sexualisierter und geschlechtsbezogener Gewalt zu durchbrechen. Im Zentrum der Aktivitäten steht die ganzheitliche Unterstützung Überlebender durch medizinische Überweisungen, Rechtberatung und wirtschaftliche Hilfen. Dazu kommen Aufklärungs- und Sensibilisierungsaktivitäten in den Gemeinden und politische Kampagnen. Um Betroffene traumasensibel zu begleiten, bildet ein regionaler Expertinnenpool psychosoziale Assistentinnen (PSA) aus und schult Mitarbeiter:innen von Partnerorganisationen und Gesundheitseinrichtungen.

Stabilisierung der Betroffenen

Im Programmzeitraum haben 2.365 Überlebende ganzheitliche Unterstützung erhalten; der Schwerpunkt lag auf der psychosozialen Beratung. Rund 60 Prozent dieser Frauen sind jetzt psychisch stabil; über 20 Prozent sind besser in ihre Familien und Gemeinschaften integriert.

Sensibilisierung des Umfelds

Die Partnerorganisationen und die PSAs sind in den Interventionsgemeinden anerkannt. Mehr als 900 Frauen haben die PSA auf Rat eines Familien- oder Gemeindemitglieds aufgesucht. 1.245 Gemeindeverantwortliche haben an Sensibilisierungsmaßnahmen teilgenommen. Etwa 114.000 Menschen kamen über verschiedene Kanäle mit den Themen Prävention und Frauenrechte in Berührung. Rund 60.000 Menschen in 150 Dörfern wurden über den Schutz vor sexualisierter und geschlechtsbasierter Gewalt aufgeklärt. Mit einer Kampagne zum Thema Bestechung und Korruption als Zugangsbarriere zur Justiz erreichte man auf Provinzebene führende Vertreter:innen der Politik und Justiz.

Partizipativer Lernprozess

Das Programm hat sich auch angesichts der kritischen Sicherheitslage und der Covid-19-Pandemie bewährt – die Partnerorganisationen spielen eine unverzichtbare Rolle bei der Unterstützung der Frauen in der Region.

In einigen Punkten sehen die Evaluatorinnen Verbesserungspotential. Das gilt für das Monitoring- und Evaluationssystem, die juristische Beratung und die Einbindung von Klientinnen und Entscheidungsträger:innen. Zudem muss medica mondiale mehr Präsenz auf Provinzebene zeigen und die unterschiedlichen Kompetenzen der Partnerorganisationen stärker berücksichtigen.

Insgesamt war die Evaluation ein wichtiger partizipativer Lernprozess. Ihre Ergebnisse fließen aktuell bereits in die dritte Projektphase ein.