Stress- und Traumasensibilität (Grundprinzipien)
Von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen erleben häufig Gefühle der Ohnmacht und Isolation. Um sie wirksam zu stärken und vor einer Retraumatisierung zu schützen, setzt medica mondiale auf eine stress- und traumasensible Haltung – im direkten Kontakt mit Überlebenden, aber auch in der Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen und Kolleg:innen.
Diese Haltung beruht auf folgenden Prinzipien, die eine handlungsleitende Orientierung geben. Sie wirken den psychischen und sozialen Dynamiken entgegen, die durch traumatische Gewalterfahrungen ausgelöst werden und tragen so zur Stabilisierung bei.
1. Sicherheit
- Reduzieren von Angst und Stress
- Fördern von äußerer und innerer Sicherheit
- Herstellen von Vertrauen in sich selbst und in andere
2. Stärkung (Empowerment)
- Erleben von Selbstwirksamkeit fördern
- Steigern des Selbstwertgefühls
3. Solidarität und Verbindung
- Anerkennen des Leids angesichts von Scham und Schuldgefühlen
- Erfahrung von Solidarität, Verbundenheit und sozialer Wieder-Teilhabe
- Ganzheitliche Sichtweise auf die Betroffenen in ihrem Lebensumfeld
4. Selbstfürsorge und Mitarbeitendenfürsorge
- Fördern der Kompetenzen im Umgang mit Stress
- Aufmerksamkeit gegenüber Spaltungsdynamiken
- Vorbeugung von indirekter Traumatisierung und Burnout
- Resilienzförderung angesichts des Umgangs mit existenziellen Krisen
Zum Weiterlesen:
- "Traumaarbeit", Beitrag von Karin Griese, Bereichsleitung Trauma-Arbeit bei medica mondiale, für die Bundeszentrale für politische Bildung.
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"Kein Krieg auf meinem Körper – Fachbeiträge zu sexualisierter Gewalt, Trauma und Gerechtigkeit" (2019).
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"Ein solidarischer, stress- und traumasensibler Ansatz zur multi-sektoriellen Unterstützung von Gewaltüberlebenden" von Karin Griese & Alena Mehlau, medica mondiale. Erschienen in: Trauma (1/2016).
Stand: 01/2024