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06. Mai 2021 - Meldung

Nordirak: Unterstützung für gewaltbetroffene Frauen auf der Flucht

Wie in vielen Ländern stieg auch im Irak die Gewalt gegen Frauen während der Corona-Pandemie. Besonders dramatisch ist die Lage für geflüchtete Frauen, die nach den Vertreibungen durch die Terrormiliz „IS“ zu Tausenden in nordirakischen Lagern leben. Die Organisation EMMA – Organisation for Human Development bietet mit Kursen und Beratungen einen Ausweg aus der Perspektivlosigkeit.

Wie erreicht man diejenigen, die ihre Rechte nicht kennen – die gar nicht wissen, dass ihnen Schutz zusteht? Besonders schwierig ist der Zugang für geflüchtete Frauen. Sie kennen die Strukturen nicht und haben weniger Kontakt zu Frauen vor Ort, die eine Telefonnummer weiterreichen oder vom Frauenzentrum erzählen könnten.

Frauenrechtsorganisation EMMA: Mobile Beratung für Frauen in Geflüchteten-Unterkünften

Die Mitarbeiterinnen von EMMA wissen, dass sie nicht darauf warten können, dass die Frauen zu ihnen kommen. Mitarbeiterinnen ihrer Beratungszentren – darunter Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen und Juristinnen – besuchen als mobile Teams die Frauen in den Haushalten, in Wohncontainern und Zelten der Geflüchteten-Lager und Gastgemeinden, und bringen ihnen die Informationen nach Hause.

Immer wieder verändern diese Besuche Leben. Auch Nesrin M., die heute selbst im Frauenzentrum unterrichtet, erfuhr nur von EMMA, weil zwei Frauen eines Tages an der Tür klopften. Ihre Schwiegermutter warf die Broschüre von EMMA zwar in den Müll – doch Nesrin M. fischte sie heraus. „Ich konnte ja kaum lesen, aber ich habe Zahlen gefunden und angerufen.“

Aufklärung über Frauenrechte in Krisenzeiten wichtiger denn je

Gewalt gegen Frauen ist im Irak kein neues Problem. Doch auch hier stieg sie mit der Corona-Pandemie stark an, auch in den Lagern für Geflüchtete. Und wie so oft in Krisen nimmt auch die Verheiratung junger Mädchen zu, was meist ein Ende ihrer Schullaufbahn bedeutet. EMMA bietet gewaltbetroffenen Frauen direkte Anlaufstellen. Sie lernen Lesen und Schreiben, Nähen, Englisch oder Arabisch. Spezielle Angebote gibt es für Überlebende sexualisierter Gewalt. In allen Kursen spielen auch Frauenrechte eine Rolle. Die Frauen erfahren, wo sie Unterstützung finden und erhalten Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Frühverheiratung, Scheidungsrecht, den Rechten von Binnenvertriebenen, und Corona-Prävention.

Neue Perspektiven für gewaltbetroffene Frauen durch Bildungs- und Berufskurse

Während der Pandemie sorgten die Mitarbeiterinnen von EMMA dafür, dass die Kurse verkleinert und Hygienebedingungen eingehalten werden. Wichtig – und nötiger denn je – sei es jedoch gewesen, weiterhin eine Anlaufstelle zu bieten.

Für viele Frauen sind die Berufskurse der Einstieg zu weiteren Angeboten. Auch Nesrin M. fing mit einem Alphabetisierungskurs an. Heute gibt sie selbst Kurse – und lässt keinen Zweifel darüber, welchen Einfluss die Arbeit von EMMA auf ihr Leben hatte: „Heute erzähle ich anderen Frauen von meiner Geschichte und empfehle ihnen, ihre Töchter nicht so früh zu verheiraten. Ich fühle mich stark und weiß, dass ich meine eigene Tochter mit den richtigen Werten erziehen kann.“

Feministischer Einsatz für politischen und strukturellen Wandel

Neben der direkten Unterstützung für gewaltbetroffene Frauen wenden sich die überzeugten Feministinnen von EMMA an politische Entscheidungsträger:innen. Sie wollen Gesetze beeinflussen, wollen Strukturen im Land verändern – und beweisen in ihren Frauenzentren gleichzeitig, dass Veränderung möglich ist.

 

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