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12. Juni 2024 - Pressemeldung

Mehr als eine Kriegswaffe - Um sexualisierte Kriegsgewalt zu verhindern, müssen die Ursachen der Gewalt abgeschafft werden

Anlässlich des Internationalen Tags für die Beseitigung sexualisierter Gewalt in bewaffneten Konflikten am 19.06., macht medica mondiale aufmerksam auf frauenfeindliche Strukturen, die sexualisierter Kriegsgewalt zugrunde liegen und fordert von Gesellschaft und Politik Maßnahmen, die diese Ursachen der Gewalt in den Blick nehmen und sie gezielt angehen.

Eine Person hält ein Demoschild in die Kamera

Köln, 12. Juni 2024 - Anlässlich des Internationalen Tags für die Beseitigung sexualisierter Gewalt in bewaffneten Konflikten am 19.06., macht medica mondiale aufmerksam auf frauenfeindliche Strukturen, die sexualisierter Kriegsgewalt zugrunde liegen und fordert von Gesellschaft und Politik Maßnahmen, die diese Ursachen der Gewalt in den Blick nehmen und sie gezielt angehen.

Sexualisierte Kriegsgewalt kommt in den meisten Kriegen und Konflikten vor. Sie wird in manchen Fällen gezielt als Kriegswaffe angeordnet. Die Ursache dieser Gewalt liegt in den patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaften. Diese sind dafür verantwortlich, dass sexualisierte Gewalt auch in Friedens- und Postkonfliktzeiten zur Lebensrealität von Frauen und Mädchen gehört. Um Überlebende zu unterstützen und weitere Gewalt zu verhindern, müssen diese strukturellen Ursachen differenziert in den Blick genommen und bekämpft werden.

„In nahezu allen Kriegen und Krisen weltweit werden Frauen vergewaltigt, verschleppt, versklavt und ausgebeutet – in der Demokratischen Republik Kongo und in Afghanistan, in der Ukraine und in Israel während des Hamas-Angriffs. In manchen Fällen wird sexualisierte Kriegsgewalt explizit als Teil der Kriegsstrategie angeordnet – in genozidaler Absicht oder um den Gegner zu demütigen, und zum Beispiel die Zivilbevölkerung zu terrorisieren und zu vertreiben. Das haben wir in Ruanda und im Jugoslawienkrieg gesehen“

-Sara Fremberg, Leiterin Politik und Kommunikation der Frauenrechtsorganisation medica mondiale.

Insbesondere seit Beginn der Ausweitung des russischen Angriffs auf die Ukraine fokussiere die öffentliche Debatte jedoch nahezu ausschließlich auf Frage, ob sexualisierte Kriegsgewalt gezielt Teil der Kriegstaktik oder systematisch angeordnet ist.„Der öffentliche Fokus auf den einen Befehl und das kriegsstrategische Mittel als Ursache der Gewalt wird den tatsächlichen Dynamiken jedoch nicht gerecht. Häufig werden sexualisierte Übergriffe innerhalb des Militärs oder bewaffneter Gruppen geduldet, oder es wird eine Atmosphäre geschaffen, die zu dieser Gewalt ermutigt. Täter müssen in der Regel keine oder kaum Strafverfolgung fürchten. Hinter der Gewalt stehen also patriarchale Wertvorstellungen, Machtstrukturen und Ungleichheiten, die Frauen diskriminieren, abwerten und verletzen – und dies vor, während und nach dem Krieg.“, erklärt Fremberg.

Noch immer geht es zu wenig um die überlebenden Frauen selbst und um die Ursachen sexualisierter Kriegsgewalt.

„Bei der Frage nach der Motivation der Befehlshabenden oder der Einzeltäter geraten die strukturellen Ursachen der Gewalt aber auch die Bedarfe der Überlebenden viel zu oft aus dem Blick“, so Fremberg weiter. „Um die Spirale der Gewalt zu beenden, ist es wichtig, sexualisierte Gewalt als Kontinuum zu betrachten, und nicht nur als Kriegsphänomen. Wir fordern politische Maßnahmen gegen sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt, die den Bedarfen aller Überlebenden entsprechen und weitere Gewalt verhindern. Diese können nur erfolgreich sein, wenn sie die Ursachen der Gewalt in den Blick nehmen und die systematische Benachteiligung, Ausgrenzung und Gewalt gegen Frauen gezielt bekämpfen. Vergewaltigungen und andere sexualisierte Übergriffe sind Menschenrechtsverletzungen, die durch ein frauenfeindliches System begünstigt werden, das auf individueller, kultureller und institutioneller Ebene wirkt“, so Fremberg.

 

Über medica mondiale:

medica mondiale ist eine feministische Frauenrechts- und Hilfsorganisation. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen bekämpfen wir sexualisierte Gewalt und Machtverhältnisse, die Frauen unterdrücken und verletzten. Gemeinsam unterstützen wir Überlebende von sexualisierter Gewalt. Gestartet 1993 in Bosnien und Herzegowina, sind wir heute in 13 Ländern aktiv, darunter Afghanistan und Irak, Westafrika und die Region große Seen Afrikas sowie Südosteuropa.