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21. Oktober 2022 - Meldung

Führungswechsel bei Medica Liberia: „Wir stellen die Systeme in Frage, die Frauen unterdrücken"

In Liberia, dem „Land der Freien“, haben die meisten Frauen und Mädchen weder ein freies und sicheres Leben, noch besitzen sie Land. Eine Frau, die sich seit Jahrzehnten dafür einsetzt, das zu ändern, ist Caroline Bowah. Seit 2013 war sie Direktorin von Medica Liberia. Anfang 2022 übergab sie das Amt an Yah Parwon. Im August reisten die beiden nach Köln, um die Stabübergabe mit den Kolleg:innen von medica mondiale zu feiern.

„Eine der größten Herausforderungen für Überlebende in Liberia ist die tief verwurzelte, patriarchale Unterdrückung, die weiterhin zu viel Gewalt gegen Frauen führt“, sagt Yah Parwon, seit Anfang 2022 Direktorin von Medica Liberia. Ihre Vorgängerin Caroline Bowah ergänzt: „Die Regierung schafft es bis heute nicht, wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz von Frauen und Mädchen durchzusetzen.“ Das wollen beide nicht hinnehmen.

Mehr als elf Jahre lang setzte sich Bowah bei Medica Liberia für Frauenrechte und gegen Gewalt ein, seit 2013 als Direktorin. Damals war die Organisation Teil des Länderprogramms von medica mondiale. Nur zwei Jahre später begleitete Bowah federführend die Gründung von Medica Liberia, einer von nun an eigenständigen Nichtregierungsorganisation. Bowah diskutierte mit Vertreter:innen der Vereinten Nationen in klimatisierten Konferenzzentren der Hauptstadt Monrovia und mit Dorfältesten im Schatten großer Bäume auf staubigen Versammlungsplätzen.  

Verlässlicher Einsatz für die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen

Als 2014 Ebola in Westafrika ausbrach, organisierten Bowah und ihre Kolleg:innen Aufklärungskampagnen, verteilten Hygieneartikel und Essenspakete und standen Kranken und ihren Angehörigen durch psychosoziale Beratung zur Seite. Auch während der Corona-Pandemie unterstützte die Organisation Frauen und ihre Familien. „In Konflikt- und Krisenzeiten werden Probleme und Bedürfnisse von Frauen und Mädchen unsichtbar", betont Bowah.

Umso wichtiger, sie an die Öffentlichkeit zu bringen: Unter Bowah wurde Medica Liberia zu einer einflussreichen Stimme für die Rechte der Frauen Westafrikas sowie über die Landesgrenzen hinaus. So dienen strategische Dialoge und Lobbymaßnahmen der Stärkung politischer Forderungen auf regionaler Ebene. Traumafachberater:innen von Medica Liberia geben ihr Wissen an Frauenrechtsorganisationen in Sierra Leone weiter. Außerdem ist Bowah Mitbergründerin des Liberian Feminist Forum, das 2018 unter anderem die Öffentlichkeitskampagne #weareunprotected organisierte.  

„Feministische Zusammenarbeit ist wichtig, um gemeinsam gegen die Ursachen von Gewalt zu kämpfen“

Yah Parwon, Direktorin von Medica Liberia seit 2022

Seit 2012 mit dabei: Yah Parwon. Sie fing als Praktikantin bei Medica Liberia an, erhielt aber schon bald eigene Verantwortungsbereiche. Unterstützt wurde sie in ihrer Arbeit von älteren Feminist:innen. Darunter auch Bowah. „Ich verstehe meine Verantwortung gegenüber der feministischen Bewegung auch darin, Raum für diejenigen zu schaffen, die nach uns kommen“, sagt Yah.  „Dank der Generation der Feministinnen vor uns können wir uns jetzt mit mehr Selbstvertrauen und Mut Feministinnen nennen. Sie haben den Weg für uns bereitet." Diese Solidarität möchte sie weitergeben und jüngere Frauen stärken. Parwon, Juristin mit einem Master of Law in Gender, Conflict and Human Rights, gründete deshalb bereits 2013 die Rising Youth Mentorship Initiative. Die Initiative unterstützt junge Mädchen dabei, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

„Gemeinsam können wir unsere Stimmen erheben. Gemeinsam können wir unsere Regierungen in die Pflicht nehmen und gemeinsam können wir vieles erreichen für Frauen und Mädchen weltweit.“

Caroline Bowah, ehemalige Direktorin von Medica Liberia von 2013-2021

„Durch Radiosendungen, Anti-Vergewaltigungs-Kampagnen, durch die Unterstützung Überlebender und nicht zuletzt durch den mutigen Einsatz von Carol Bowah und Yah Parwon hat Medica Liberia viele Menschen erreicht – und ihre Einstellungen verändert“, betonte Sybille Fezer, Vorständin von medica mondiale, während der Feier zur Stabübergabe in Köln.