Evaluation Region Große Seen Afrikas: Über Grenzen hinweg gegen sexualisierte Gewalt
Bewaffnete Konflikte, Armut, Flucht und Vertreibungen sowie ungleiche Machtverhältnisse befeuern in der Region Große Seen Afrikas sexualisierte Gewalt. Die Region hat auf dem afrikanischen Kontinent das höchste Aufkommen an sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen – so auch in der Demokratischen Republik (DR) Kongo, in Uganda und Ruanda.
Besonders gefährdet sind Jugendliche: In Uganda werden Mädchen oft noch minderjährig verheiratet, in der DR Kongo wird sexualisierte Gewalt an Schulen toleriert und in Ruanda werden Kinder, die während des Genozids durch Vergewaltigungen geboren wurde, ausgegrenzt. Mit der Corona-Pandemie und den restriktiven Lockdown Mechanismen haben sich bereits bestehende ungleiche Geschlechterdynamiken verstärkt. Gewalt und Unterdrückung von Frauen haben zugenommen.
DR Kongo, Ruanda & Uganda: Gewalt vorbeugen & Frauen nachhaltig stärken
Um dieser Spirale aus Gewalt, Benachteiligung und Chancenlosigkeit entgegenzuwirken, hat medica mondiale 2019 das Gemeinschaftsprojekt „See Far“ ins Leben gerufen – das erste seiner Art in der Region der Großen Seen. Ziel ist, geschlechtsbasierter Gewalt auf lange Sicht vorzubeugen und betroffene Frauen und Mädchen zu stärken. Die Organisationen SEVOTA (Ruanda), PAIF (DR Kongo) und MEMPROW (Uganda) setzen sich gemeinsam dafür ein, patriarchale Strukturen länderübergreifend aufzubrechen und die Region zu einem sichereren Ort für Frauen und Mädchen zu machen.
Evaluierung: „See Far”-Programm regional und national von Bedeutung
Laut der Projektauswertung von 2021 bis 2022 ist das „See Far”-Programm sowohl auf regionaler wie auf nationaler Ebene von großer Bedeutung. Es richtet sich an besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen wie Frauen und Mädchen. Das Wohlbefinden und die Lebensbedingungen der Überlebenden sexualisierter Gewalt haben sich im Laufe des Programms zum Positiven verändert. Dabei sind besonders psychosoziale Beratung und Einkommen schaffende Maßnahmen von großem Wert. So sollen die Frauen und Mädchen emotional gestärkt werden, damit sie gemeinsam verbunden den täglichen Herausforderungen begegnen und sowohl sich als auch ihre Kinder ernähren können.
SEVOTA, PAIF und MEMPROW gelten als etablierte Frauenrechtsorganisationen. Regionale wie internationale Akteur:innen sind an einer Zusammenarbeit innerhalb des Programms interessiert. Im Programm erfolgten erste Anstrengungen, politische Arbeit auf regionaler Ebene zu bündeln. Im Verlauf des nächsten „See Far“-Programms wird dies ausgeweitet. Ebenso konnten die Partnerorganisationen ihre Expertise im stress- und traumasensiblen Ansatz, den das Team von media mondiale genau für solche Projekte entwickelt hat, anwenden.
Empfehlung: Potential der Frauenrechtsorganisationen besser ausschöpfen
Verbesserungsbedarf besteht laut des Evaluationsteams in der Zusammenarbeit zwischen den Partnerorganisationen. Ziel ist, dass diese ihr volles Potential ausschöpfen und effizienter auf die feministischen Programmziele hinarbeiten können. Dazu bedarf es einer klareren Führungsstruktur bei der Zusammenarbeit innerhalb des Programms sowie weiterer personeller und materieller Ressourcen.
Das Evaluationsteam empfiehlt, den Fokus noch stärker auf die Prävention von Gewalt zu legen. Dazu könnten die Partnerorganisationen Strategien entwickeln, die vollständig im sozialen Wandel und in feministischen Perspektiven verwurzelt sind. Zudem sollte die organisatorische Entwicklung sowie die Unabhängigkeit der Partnerorganisationen weiter gestärkt werden.