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21. Oktober 2022 - Meldung

Iran: Feministische Solidarität über Grenzen hinweg

Die Proteste in Iran sind mutig, und die darauffolgenden Konsequenzen erschreckend. Aber so wie sich die Frauen in Iran nicht einschüchtern lassen, so gehen derzeit auch Aktivist:innen in Südosteuropa für ein Ende von sexualisierter Gewalt auf die Straße. Die feministische Solidarität kennt keine Grenzen.

„Von Serbien bis zum Iran – der Kampf der Frauen hört nicht auf“, „Frauen. Leben. Freiheit.” – Feministische Botschaften wie diese stehen auf Plakaten in Ländern Südosteuropas und Afghanistan und machen deutlich: Die feministische Solidarität ist grenzenlos. Alle Aktivist:innen haben ihre eigenen Gründe auf die Straße zu gehen und gegen Gewalt gegen Frauen zu protestieren. Dennoch eint sie ein feministischer Mut und sie stehen solidarisch an der Seite ihrer Mitstreiter:innen für eine geschlechtergerechtere Welt.  

Mutige Proteste in Iran, Afghanistan und Südosteuropa 

In Serbien ist ein Grund, warum die Frauen derzeit auf die Straße gehen, dass ein Mann mutmaßlich seine zweijährige Tochter getötet hat. Der Mann soll mit der Tat bereits zuvor gedroht haben, woraufhin seine Frau ihn bei der Polizei anzeigt haben soll – diese soll sie jedoch nicht ernst genommen haben. In der Regel wird für Fälle wie diesen niemand zur Rechenschaft gezogen. In den Nachrichten heißt es anschließend, dass es eine „noch nie dagewesene Tragödie“ sei. Dabei ist die Zahl der Fälle von Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Serbien, genauso wie im Kosovo sowie Bosnien und Herzegowina immens hoch. 

Diese Gewalttat an einem Mädchen, die in Serbien zum aktuellen Protestanlass wurde, ist nur ein Beispiel von vielen. Das Besondere: Sie geschieht in Zeiten einer feministischen Revolution im Iran. Die mutigen Frauen in Iran protestieren seit Wochen für ihre Rechte und für ein Ende der Gewalt gegen sie. Sie tun es in Gedenken an Mahsa Amini, deren gewaltsamer Tod die Proteste auslöste. Sie können und wollen ihre Unterdrückung nicht länger hinnehmen. Dieser Mut der Iraner:innen wird gesehen, wie sich auch in klaren Bezugnahmen bei Demonstrationen in Südosteuropa oder sogar Afghanistan zeigt. 

Trotz ihrer eigenen Unterdrückung und der Kontrolle durch das Taliban-Regime protestierten mutige Frauen in Afghanistan vor der iranischen Botschaft. Die ebenfalls im Iran gezeigten Worte „Frauen. Leben. Freiheit.” standen auch dort auf Plakaten. Es dauerte aber nicht lange, und die Taliban stoppten die friedliche Demonstration vor der iranischen Botschaft. 

Forderung: Patriarchale Gewaltspirale muss enden! 

Frauen wollen sich ihr Recht auf Selbstbestimmung nicht mehr nehmen lassen. So ist es auch in Südosteuropa. Die Spirale der patriarchalen Gewalt muss enden. Dieses Gefühl verbindet Frauen über Ländergrenzen hinweg, sodass sie auf Demonstrationen in verschiedenen Ländern ähnliche Forderungen stellen: „Keine einzige Frau weniger”. Aktivist:innen – unter anderem auch von Medica Zenica, einer Partnerorganisation von medica mondiale – gehen in Bosnien und Herzegowina auf die Straße. Genauso sieht es in den Nachbarstaaten aus. Sie fordern, die Täter:innen, die sexualisierte Gewalt verüben, konsequent zur Rechenschaft zu ziehen.  

Kritik: Medien verharmlosen Gewalt gegen Frauen  

Sie kritisieren zudem die Medien: Ihre Berichterstattung führe zu einer Kultur der Straflosigkeit, in dem sie die Tat nicht beim Namen nennen.

„So fordern sie, dass es in der Berichterstattung statt ,eine weitere Frau wurde getötet’, ,ein weiterer Mann hat einen Femizid begangen’ heißen müsste. Und es hat keine ,beispiellose Tragödie stattgefunden’, sondern es ist ein Kontinuum der patriarchalen Gewalt gegen Frauen, es ist ein Versagen der Institutionen“,

berichtet Jovana Skrijel, Projektreferentin für Südosteuropa bei medica mondiale.  

Ähnlich positionieren sich Aktivist:innen in Serbien. Dort hat ein Boulevardblatt einen verurteilten Serienvergewaltiger interviewt. In dem veröffentlichten Gespräch durfte er seine Gewaltphantasien ausbreiten und legte dar, wie er sich bei seinen Taten gefühlt hatte. Die Aktivist:innen fordern, dass das Interview gelöscht wird und dass serbische Medien angemessen über Gewalt gegen Frauen berichten. 

Sichtbare feministische Solidarität 

Diese mutigen feministischen Proteste in vielen verschiedenen Ländern zeigen eines: Die Solidarität unter den Frauen ist groß und sichtbar. Frauen weltweit fordern mit symbolischem Haareabschneiden oder der Organisation von Kundgebungen ein Ende der Gewalt gegen Frauen – und gleichzeitig zeigt dieser feministische Protest, dass Frauen über Ländergrenzen hinweg in ihrem Mut verbunden sind. Frauen. Leben. Freiheit.