Erinnerungsarbeit West-Balkan: „Ein wichtiges Zeichen der Hoffnung“
Die Wunden sind immer noch frisch. In kaum einer Familie in Bosnien und Herzegowina, Serbien und dem Kosovo haben die Kriege keine Verluste und Traumata hinterlassen. Viele Menschen haben Angehörige verloren und mussten ihre Heimat verlassen.
Nationalismus und Helden-Erzählungen
Die Erinnerungskultur ist nicht darauf ausgelegt, die Traumata aufzuarbeiten. Im Geschichtsunterricht und bei Gedenkveranstaltungen überwiegen nationalistische Darstellungen. Opfer von ethnischen Minderheiten kommen kaum vor.
Auch die Massenvergewaltigungen von Frauen und Mädchen passen nicht in nationalistische Heldenerzählungen. Häufig werden diese Taten verschwiegen, die Frauen ausgegrenzt.
„Eine der größten Herausforderungen für Frauen, die sexualisierte Kriegsgewalt überlebt haben, ist die Stigmatisierung: durch die Gesellschaft, aber auch durch die eigene Familie.“
Die mangelnde Aufarbeitung spiegelt sich auch in der Politik wider. In der letzten Zeit hat die nationalistische Rhetorik wieder stark zugenommen. Die Angst vor bewaffneten Unruhen steigt.
Umso wichtiger: interethnische Zusammenarbeit
Dieses Aufflammen nationalistischer Bestrebungen macht deutlich, wie wichtig interethnische, zivilgesellschaftliche Ansätze in der Erinnerungsarbeit sind.
„Interethnische Zusammenarbeit ist vor allem bei der Erinnerungsarbeit wichtig! Feministische Solidarität hat die Kraft, sich gegen die herrschenden nationalistischen und patriarchalen Narrative zu stellen.“
medica mondiale setzt gemeinsam mit sieben Frauenrechtsorganisationen – Medica Zenica und Vive Žene aus Bosnien und Herzegowina, Medica Gjakova und KRCT aus dem Kosovo sowie das Autonomous Women’s Center, Youth Initiative for Human Rights und Women in Black aus Serbien – auf Austausch, Vernetzung und feministische Ansätze.
„Für einen dauerhaften und stabilen Frieden in Bosnien und der Region müssen wir zusammenarbeiten. Damit senden wir auch ein wichtiges Zeichen der Hoffnung an die Überlebenden.“
Im Austausch entwickeln die Organisationen Bildungsangebote für Schulen und Universitäten in ihren Ländern und entwickeln gemeinsame politische Strategien.