Wir unterstützen Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten.
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09.07.2024

medica mondiale Jahresbericht 2023

Liebe Leser:innen, 

„Wir schämen uns für unsere Männer. Wir solidarisieren uns mit euch“ lasen wir auf dem flimmernden Bildschirm im gerade eröffneten Therapiezentrum von Medica Zenica. Es war 1993. Seit einem Jahr tobte der Bosnienkrieg, nachdem die ehemalige jugoslawische Teilrepublik Bosnien-Herzegowina ihre Unabhängigkeit erklärt hatte. Bis zu seinem Ende 1995 wurden Zehntausende Frauen systematisch vergewaltigt.  

Gemeinsam mit lokalen Expert:innen hatte ich in Zenica, nordwestlich von Sarajevo, mitten im Krieg ein Therapiezentrum für Überlebende sexualisierter Gewalt aufgebaut. Und gemeinsam mit ihnen erlebte ich nun die Kraft der Solidarität, die die Nachricht entfaltete. Abgeschickt im serbischen Belgrad von den Aktivist:innen der Organisation Women in Black. Gesendet über die umkämpfte Grenze nach Bosnien und Herzegowina. 

Mit Solidarität gegen den Hass 

Ihre Botschaft inmitten des Grauens des Kriegs werde ich nie vergessen. Die Frauen aus Serbien setzten Menschlichkeit gegen die menschenverachtende Gewalt der Kriegsparteien, ihre Solidarität gegen den Hass. 

Aus meinem Einsatz vor 30 Jahren in Bosnien und Herzegowina entstand medica mondiale. Bis heute unterstützen wir Überlebende sexualisierter Kriegsgewalt in der Region. Im Dezember 2023 organisierten Partnerorganisationen aus Bosnien und Herzegowina, Kosovo und Serbien gemeinsam eine regionale Konferenz zum Thema transgenerationales Trauma (mehr dazu ab S. 12). Damit setzten sie nicht nur ein Zeichen gegen Gewalt, sondern auch gegen die kriegstreiberische Propaganda, die in ihren Ländern derzeit wieder das politische Klima vergiftet.  

Wir können die Welt verändern 

Das Spalterische wird lauter. In Südosteuropa, auf den Kriegsschauplätzen in der Ukraine oder der Demokratischen Republik Kongo. Und auch in Deutschland.  

Beispiele wie die Women in Black oder das Engagement der geflüchteten Aktivist:innen von Medica Afghanistan, die sich weiter für die Menschen in ihrer Heimat einsetzen (wie, das erfahren Sie ab S.16), bestärken mich in meiner Überzeugung, dass eine Welt ohne Gewalt gegen Frauen möglich ist. Wenn wir Ungerechtigkeit benennen, wenn wir Grenzen überwinden und uns zusammenschließen, wo andere Spaltung propagieren, können wir die Welt verändern! Für uns, für alle!

Ihre  

Monika Hauser