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Die Erfindung des Traumas. Verflochtene Geschichten.

Inhaltsangabe des Verlags: Anhaltende Konflikte, Kriege und Migration machen traumatische Erfahrungen zu einem globalen Phänomen der Gegenwart. Trotz der Notwendigkeit, den Zusammenhang zwischen intrapsychischen und sozialen Problemen zu verstehen, spaltet sich die Traumatheorie in zwei Hauptströme, die häufig nur einen der Aspekte berücksichtigen: Der medizinisch-symptomorientierte Mainstream generiert dabei kontextverleugnende und subjektfeindliche Therapiemethoden, während sozialpolitische und diskursanalytische Ansätze riskieren, das spezifische Leid Einzelner aus den Augen zu verlieren.
Im vorliegenden Buch reflektiert David Becker diese Widersprüche im Bezug auf die psychotherapeutische Praxis und analysiert die politischen Perspektiven. Schließlich begründet er ein konzeptionelles Umdenken in der Traumatheorie und fragt nach den Möglichkeiten und Grenzen von psychosozialer Hilfe in der internationalen Zusammenarbeit.

Das Buch ist 2014 erschienen im Psychosozial Verlag und für 29,90 Euro erhältlich.

Leseprobe

Ich glaube, es ist an der Zeit, umzudenken und in Bezug auf den Umgang mit sozialpolitischen Traumatisierungsprozessen einen radikalen Veränderungsprozess in Theorie und Praxis einzufordern. Traumaforschung darf nicht weiter als Krankheitslehre entwickelt werden. Individuelles Leid anzuerkennen und zu verstehen kann auch anders als nur durch die Optik eines Mediziners geleistet werden.

Kontextuelle Unterschiede und kulturspezifische Eigenheiten dürfen nicht länger übertüncht, sondern müssen im Gegenteil herausgehoben werden. Wir brauchen Rahmentheorien, die es uns erlauben, diesen Differenzen wirklich Rechnung zu tragen. Nicht zuletzt muss begriffen und in nachhaltige Praxis übersetzt werden, dass sozialpolitisch verursachte Traumatisierungen immer Teil des politischen Prozesses bleiben. Ihre Verarbeitung, ihr potentieller Krankheitswert, der mit ihnen verknüpfte Diskurs über Trauma als Stigma oder Auszeichnung sind und bleiben auf den gesamtgesellschaftlichen Prozess bezogen und werden durch diesen bestimmt.

Diese Ebene der Analyse ernst zu nehmen, muss nicht heißen, die individualpsychologische Problematik zu ignorieren. Im Gegenteil, erst auf diesem Hintergrund kann sie wirklich herausgearbeitet und verstanden werden.

Empfehlenswert

David Becker geht in seinem Buch auf die Widersprüche der psychotherapeutischen Praxis ein, die sich aus der Trennung zwischen medizinisch-symptomorientierte Ansätzen und sozialpolitischen und diskursanalytischen Ansätzen innerhalb der Traumatheorie ergeben. Er sieht die Notwendigkeit den Zusammenhang zwischen intrapsychischen und sozialen Problemen zu verstehen. David Becker thematisiert auch Möglichkeiten und Grenzen von psychosozialer Hilfe in der internationalen Zusammenarbeit.

medica mondiale, Mai 2019

Über das Buch

„Beckers Buch ist ein politisches Buch gegen den Mainstream des Traumadiskurses. Und es ist zugleich ein in psychologisches Buch, das mit seiner Prozess-, Kontakt- und Kontextorientierung gerade auch für Gestalttherapeuten wichtige Impulse setzt.“

Ulrich Lessin, Gestalttherapie 20/2006 Heft 2, 2006

„Insgesamt ein sehr interessantes, von viel persönlicher Erfahrung getragenes und politisch ausgerichtetes Buch für diejenigen, die bereit sind, sich mit humanitären Projekten, psychosozialer Hilfe in der internationalen Zusammenarbeit und mit den Hintergründen kriegerischer Auseinandersetzungen und den Folgen für die dabei Beteiligten auseinanderzusetzen.“

Dipl.-Psych. Gerhard Wolfrum, vollständige Rezension auf www.socialnet.de, 2014

„Für Entscheidungsträgerinnen in NGOs und politischen Gremien sollte David Beckers Buch zur Standardlektüre werden. Auch für den großen und wachsenden Bereich der traumabezogenen psychosozialen Arbeit (Therapeut_innen, Pädagog_innen, Berater_innen) bieten Beckers Aussagen viele wichtige Anregungen. Denn sie hinterfragen die Klassifizierbarkeit menschlicher Entwicklung in Folge von Belastungsereignissen, professionelle, hierarchische Denkmuster und insbesondere die meist als unveränderliche Realität hingenommenen Rahmenbedingungen.“

Prof. Dr. David Zimmermann, vollständige Rezension auf www.socialnet.de, 2014