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Als die Soldaten kamen

Inhaltsangabe des Verlags: Die Soldaten, die am Ende des Zweiten Weltkriegs Deutschland von der nationalsozialistischen Herrschaft befreiten, brachten für viele Frauen neues Leid. Zahllose Mädchen und Frauen (und auch etliche Männer) wurden Opfer sexueller Gewalt, überall im Land. Denn entgegen der weit verbreiteten Vorstellung wurden nicht nur »die Russen« zu Tätern, sondern auch Amerikaner, Franzosen und Briten. Auf Basis vieler neuer Quellen umreißt Miriam Gebhardt erstmals historisch fundiert das Ausmaß der Gewalt bei Kriegsende und in der Besatzungszeit. Zugleich beschreibt sie eindrücklich, wie die vergewaltigten Frauen in späteren Jahren immer wieder zu Opfern wurden: von Ärzten, die Abtreibungen willkürlich befürworteten oder ablehnten, von Sozialfürsorgern, die Schwangere in Heime steckten, von Juristen, die Entschädigungen verweigerten. Und nicht zuletzt von einer Gesellschaft, die bis in unsere Tage die massenhaft verübten Verbrechen am liebsten beschweigen und verdrängen würde.

Das Buch „Als die Soldaten kamen” ist 2015 im DVA Verlag erschienen und für 21,99 Euro erhältlich. 352 Seiten / ISBN: 978-3-421-04633-8

Leseprobe

Nach meinen Berechnungen wurden mindestens 860 000 Frauen (und darunter auch etliche Männer) im Nachkrieg vergewaltigt. Mindestens 190 000 davon, aber vielleicht auch mehr, erlebten die sexuelle Gewalttat durch einen amerikanischen Armeeangehörigen, andere durch britische, belgische oder französische Soldaten. Von diesen Opfern wurde nie gesprochen. Denn, so wie die DDR die Untaten des »Großen Bruders« im Osten unter den Teppich kehrte, so verschwieg die westdeutsche Gesellschaft die Übergriffe der demokratischen Befreier. Den von Rotarmisten vergewaltigten Frauen wurde wenigstens eine, wenn auch ideologisch instrumentalisierende, Form der Anerkennung zuteil – sie wurden zu Belastungszeugen im Ost-West-Konflikt. Jene Frauen hingegen, die den GIs, Briten oder Franzosen anheimgefallen sind, wurden womöglich noch mit Verachtung gestraft. Unter dem Damoklesschwert des öffentlichen Urteils über »fraternisierende Frauen«, also Frauen, die sich angeblich für den »Feind« prostituierten und damit der eigenen Nation in den Rücken fielen, wurde es den Opfern »westlicher« sexueller Gewalt so gut wie unmöglich gemacht, für ihre Geschichten Gehör zu finden. Ähnliches galt für die Frauen in der Sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise DDR – auch ihnen wurde die Gewalterfahrung, wenn überhauptdavon gesprochen wurde, als eigene Charakterschwäche ausgelegt.

Empfehlenswert

Gebhardts Kritik an der Fokussierung auf Kriegs- und Besatzungsvergewaltigungen deutscher Frauen durch Rotarmisten trägt dazu bei, die Frage nach Vergewaltigungsmotiven und -umständen neu zu stellen. Rache als ausschließliches Motiv ist schon bei Rotarmisten zweifelhaft, bei US-Besatzungssoldaten macht das Rachemotiv überhaupt keinen Sinn mehr.

medica mondiale, Mai 2015

Über das Buch

„Miriam Gebhardts Buch gebührt ein großes Verdienst: Sie betrachtet mit der sexuellen Gewalt gegen Frauen im Westen eine zwar nicht völlig vergessene, gleichwohl aber viel zu wenig beachtete Facette des Kriegsendes im Detail angemessen und materialreich.“

Die Welt, März 2015

„In ihrem breit recherchierten Buch macht sie das ganze Ausmaß der Tragödie für die Frauen bewusst.“

Südwestpresse, März 2015

„Für diese Frauen hat Miriam Gebhardt dieses wichtige, akribisch recherchierte Buch geschrieben. Für Frauen wie Elfriede Seltenheim. Die mit ihrer Trauer und ihrem Leid allein gelassen wurde. Kein Verständnis und nie eine Entschädigung erhalten hat. Jetzt ist sie 84.“

titel thesen temperamente, März 2015