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29. März 2023 - Pressemeldung

Im Kampf gegen sexualisierte Kriegsgewalt: 30 Jahre medica mondiale

Köln, 4. April 2023 - Ganzheitliche Unterstützung, um Trauma und Schmerz zu überwinden: Das ist der Ansatz, den medica mondiale seit 30 Jahren sexualisierter Gewalt entgegensetzt. Die Arbeit der Frauenrechtsorganisation begann im Bosnienkrieg, heute hat medica mondiale Projekte in 12 Ländern – u.a. in Sierra Leone, Ruanda, Irak und der Ukraine. 1993 gründete die Gynäkologin Monika Hauser gemeinsam mit bosnischen Fachfrauen nordwestlich von Sarajewo das Frauentherapiezentrum Medica Zenica.

Eine Gruppe von Frauen sitzt in einer Arbeitsrunde an einem Tisch mit Schreibutensilien. Im Hintergrund ist eine Weltkarte zu sehen.

„Sexualisierte Gewalt war in den 90er Jahren noch ein Tabu, es gab kaum Bewusstsein, keine angemessene Unterstützung für Überlebende, kaum wirksame Maßnahmen zum Schutz von Frauen und Mädchen vor weiterer Gewalt. Seit damals ist es unser Ziel, dafür zu sorgen, dass Vergewaltigungen in Kriegs- und Krisengebieten nicht länger als “Kollateralschaden” oder “Naturkatastrophe” behandelt werden. Sexualisierte Gewalt ist ein Instrument patriarchalischer Macht und Teil der Kriegsführung“, sagt Hauser. Dies gilt auch mit Blick auf die aktuelle Situation in der Ukraine: „Die Fälle, die in der Ukraine dokumentiert sind, lassen darauf schließen, dass sexualisierte Gewalt strategisch eingesetzt wird, um die Zivilbevölkerung zu terrorisieren. medica mondiale fordert medizinische, psychosoziale, rechtliche und politische Konzepte und Unterstützungsmaßnahmen, um die Überlebenden von Kriegsvergewaltigungen langfristig zu unterstützen.“

Schon kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs initiierte medica mondiale eine digitale Fortbildungsreihe für Aktivist:innen und Berater:innen aus der Ukraine und anderen Ländern, die seit Kriegsbeginn verstärkt mit dem Thema sexualisierte Kriegsgewalt konfrontiert sind. Damit schließt sich ein Kreis: Die Fortbildungen werden u.a. von Expertinnen aus dem Kosovo und Bosnien und Herzegowina geleitet, die nun ihre langjährige Expertise an die Kolleg:innen weitergeben. 

medica mondiale und ihre Partnerorganisationen wissen aus Erfahrung: Um Gewalt zu beenden und nachhaltigen Wandel zu bewirken, müssen Veränderungen auf unterschiedlichen Ebenen ineinandergreifen: auf individueller Ebene der Gewaltbetroffenen, aber auch auf der sozialen Ebene, auf politischer und auf gesamtgesellschaftlicher Ebene. „Dieser Mehrebenenansatz ist heute weit verbreitet, 1993 waren wir mit dieser Art der Arbeit Pionierinnen”, sagt Monika Hauser. 

Nach der Gründung von Medica Zenica in Bosnien und Herzegowina erweiterte die Organisation mit Sitz in Köln ihre Arbeit: 1999 entstand ein Zentrum im Kosovo, 2001 in Afghanistan, 2003 im Irak, ab 2004 in der Region Große Seen Afrikas, unter anderem in der Demokratischen Republik Kongo. Heute sind es 38 Partnerorganisationen, 55 Projekte und vier länderübergreifende Programme.

„Auf internationaler Ebene hat es in den vergangenen 30 Jahren wichtige politische Fortschritte gegeben – allerdings vor allem auf dem Papier”, sagt Hauser. „Es gibt jetzt mit der UN-Resolution 1325, der Agenda ,Frauen, Frieden, Sicherheit‘ ein internationales Regelwerk für den Umgang mit sexualisierter Kriegsgewalt. Doch das wird bisher nur schleppend – ohne erkennbaren politischen Willen – umgesetzt.“

Die Leitlinien zur feministischen Außenpolitik, die Außenministerin Annalena Baerbock Anfang März veröffentlichte, können einen wichtigen Beitrag leisten, sexualisierte Kriegsgewalt zu bekämpfen: „Die Ankündigungen müssen in die Praxis umgesetzt werden, die Überlebenden im Mittelpunkt stehen. Frauenrechtsorganisationen und Aktivist:innen egal ob in der Ukraine, in der DR Kongo oder in Afghanistan erwarten mehr als Worte. Sie müssen als Expertinnen gehört und ihre Arbeit finanziell unterstützt werden”, so Hauser. 

Ausführliche Presseinformation

Eine Frau in einem blauen Rollkragenpullover steht auf einer Dachterrasse mit Kölner Dom im Hintergrund. Es ist Helena Haack, Pressereferentin bei medica mondiale.