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Stärkende Gruppe

Förderung von Empowerment und Bewältigungsstrategien durch die Begegnung mit Gleichgesinnten

Im Folgenden wollen wir das Wort „Selbsthilfe“-Gruppe erweitern, indem wir den damit verbundenen teils problematischen Begriff von Selbst-Hilfe vermeiden und diese Gruppen als stärkende Gruppe oder auch Peer-Gruppe bezeichnen.

Aus der Gruppenpsychologie wissen wir: Gruppen können Wirkungen entfalten, die Einzelgespräche oft nicht haben: Sie vermitteln Hoffnung durch und in der Begegnung mit Gleichgesinnten und überwinden dadurch Isolation. Viele in der Gruppe haben ähnliche Probleme und manche haben es geschafft, Lösungen zu entwickeln – das ermutigt.

Es kann außerdem guttun, wenn belastete Frauen in der Gruppe die Erfahrung machen, für eine andere Frau, die es möglicherweise in diesem Moment noch schwerer hat, hilfreich sein zu können oder ihr Leid zu verstehen. Das stärkt nicht nur die, der geholfen wird, sondern auch jene, die helfen kann, in ihrer Erfahrung von Selbstwirksamkeit, das heißt in ihrer Wahrnehmung, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft bewältigen zu können.

In einer sicheren Gruppe kann zudem Akzeptanz und Solidarität ausgedrückt und geteiltes Leid als „halbes Leid“ bewältigbarer werden. Solche stärkenden Gruppen mit einem stress-und traumasensiblen Peer-Ansatz für Geflüchtete sind neu und dringend notwendig.

Unser Konzept stärkender Gruppen fügt sich in diese Sichtweise auf Gruppen ein, ist aber bewusst weiter gefasst, als klassische Selbsthilfegruppen und stellt bestimmte Orientierungskriterien zur Verfügung, was eine Gruppe als stärkend ausmacht: Es geht letztlich darum, die Handlungsfähigkeit (Empowerment) und Bewältigungsstrategien im Umgang mit schweren Belastungen der Vergangenheit, aber auch mit aktuellem Stress, zu fördern. Dadurch soll die psychische und soziale Gesundheit der Frauen gestärkt werden, durch die der Aufbau neuer Lebensperspektiven überhaupt erst möglich werden kann. Außerdem ist das Empowerment von geflüchteten und/oder gewaltbetroffenen Frauen, die als Trainerinnen oder experts by experience ihre Unterstützung anbieten, Teil des Konzepts.

Unsere Kernstrategie in stärkenden Gruppen ist dabei folgende: Geflüchtete und/oder gewaltbetroffene Frauen in vergleichbaren Lebenssituationen treffen sich in einem geschützten, von Regeln der Vertraulichkeit und der gegenseitigen Achtung geprägten Rahmen. Dort tauschen sie sich aus, machen neue Erfahrungen von Freude, Wohlgefühl und Kompetenz oder erlernen neue Fertigkeiten.

In einer stärkenden Gruppe erfahren sie gegenseitige Unterstützung und Anerkennung ihrer Erfahrungen; sie erleben Stärkung, Entlastung, Ermutigung und Verbundenheit im Zusammensein. Im STA – stress-und traumasensiblen Ansatz von medica mondiale – wurden Prinzipien entwickelt, die wir auch in unserem Konzept für stärkende Gruppenangebote umsetzen und die sich sowohl auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen wie auch auf die Methodologie der Gruppentreffen herunterbrechen lassen.

Quelle: Handreichung: Peer-to-Peer – geflüchtete Frauen durch Gruppenangebote stärken, medica mondiale 2017