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12. Mai 2022 - Meldung

Westafrika: Beratung für Frauen über Grenzen hinweg

Sexualisierte Gewalt ist in Liberia und Sierra Leone weit verbreitet. Vergewaltigungen sind das am zweithäufigsten gemeldete Schwerverbrechen. Frauen, die Gewalt erleben, benötigen Schutz und Beratungsangebote – und werden stattdessen häufig allein gelassen oder ausgegrenzt. Gemeinsam mit lokalen Frauenrechtsorganisationen hat medica mondiale ein Programm entwickelt, um die Unterstützung für Frauen zu verbessern.

Liz Green blickt lächelnd in die Kamera

Es war einmal eine Palme, gesund, jung, glücklich. Eines Tages kam ein Mann, der sehr wütend war. Er wollte, dass die Palme aufhört, fröhlich zu sein und schmiss einen Stein auf ihre Krone. Das tat der Palme weh. Sie versuchte den Stein abzuwerfen, schaffte es aber nicht. Der Stein drückte die Palme immer weiter herunter – bis die Palme aufgab, dagegen anzukämpfen. Dann aber sank sie so tief, dass ihre Wurzeln Wasser berührten, und die Palme schöpfte neue Kraft. Sie wuchs wieder.

Das ist eine Parabel, die Liz Greene von der Partnerorganisation Medica Liberia erzählt. Die Steine stehen für Gewalterfahrungen, die viele Frauen in Liberia und der gesamten Region machen müssen. Das Wasser steht für Dinge, die Kraft geben – die Frauen können es schaffen, nach den traumatischen Erlebnissen weiterzuleben. Es gibt also Hoffnung, auch wenn die Zeiten schwierig und die Schmerzen groß sind.

Stress- und traumasensible Begleitung: Betroffene helfen Betroffenen

Liz Greene ist psychosoziale Beraterin und weiß, dass das Sprechen über Gewalt und Vergewaltigung schwierig ist. Solche Geschichten können helfen, das Erlebte zu verbalisieren – für die Betroffenen, aber auch für die Beraterinnen, die als Frauen häufig selbst Gewalt erlebt haben.

2022 gibt Liz Greene außergewöhnliche und interaktive Trainings: Sie bildet Mitarbeiterinnen von drei Frauenorganisationen aus dem Nachbarland Sierra Leone zur stress- und traumasensiblen Begleitung von gewaltbetroffenen Frauen aus. Diesen besonderen Ansatz hat medica mondiale mitentwickelt – und er zeigt Wirkung.

Sexualisierte Gewalt: Frauen erfahren oft Schuldzuweisung statt Unterstützung

In Sierra Leone erleben ebenfalls viele Frauen sexualisierte Gewalt. Wie in Liberia erfahren Frauen nicht ausreichend Unterstützung, wenn sie den Mut finden, nach Hilfe zu suchen. Gesetze sind vorhanden, finden häufig aber keine Umsetzung. Nicht selten konfrontieren Beratungsstellen, Ärzt:innen oder die Polizei sie mit Schuldzuweisungen. Deswegen ist es wichtig, Expertise vor Ort aufzubauen.

Trainings für eine nachhaltige Beratung von Überlebenden

Gemeinsam mit Medica Liberia hat medica mondiale Trainerinnen ausgebildet, um Frauen in Liberia und der Region Westafrika nachhaltig zu beraten. Die Frauen schulen andere Organisationen, aber auch Mitarbeitende von Behörden oder Gesundheitseinrichtungen. Sie bilden auch weitere Trainerinnen in der stress- und traumasensiblen Unterstützung für Gewaltüberlebende aus, sodass ein Schneeball-Effekt entsteht, der nachhaltig wirkt.

Erschienen im memo 2022/1