Vier Jahre Taliban-Herrschaft – Vier Jahre Widerstand in Afghanistan und im Exil
Köln, 31. Juli 2025 - Gewalt gegen Frauen steigt in Afghanistan in allen Formen – gleichzeitig wird Schutz und Prävention gezielt verboten. Vier Jahre nach der Machtübernahme blicken die Frauenrechtsorganisationen medica mondiale und Hami - Women Empowerment Organization voller Sorge auf die Situation von Frauen in Afghanistan:
Armut, Depressionen, Zwangsverheiratungen, Femizide und Suizidversuche nehmen drastisch zu. Dennoch ist der Widerstand der afghanischen Frauen ungebrochen – im Land und im Exil.
Wahida Mohammed Zai, Vorsitzende von Hami: „Afghanistan ist zum Brennglas geworden, das die fatalen Konsequenzen des Patriarchats offen legt. In Afghanistan wird Gewalt gegen Frauen nicht nur toleriert – sie wird von dem de-facto-Regime organisiert.“
Das bedeutet beispielsweise, dass Mädchen vom Unterricht ausgeschlossen werden und Frauen viele Berufe nicht mehr ausüben dürfen. Frauen werden schlechter oder gar nicht medizinisch versorgt; Frauen dürfen Frauen nicht vor Gericht vertreten; es gibt keine Frauenhäuser oder anderen Schutz vor Gewalt.
Afghaninnen, die sich gegen die Repressionen auflehnen und für ihre Rechte einsetzen, werden bedroht, verhaftet, entführt oder gefoltert. „Es gibt keine Möglichkeit für Frauen, ihr Recht auf Selbstbestimmung öffentlich einzufordern, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben”, sagt Monika Hauser, Vorständin von medica mondiale.
Trotzdem wehren sich die afghanischen Frauen Tag für Tag. „Jede große Schwester, die ihrer jüngeren Schwester etwas beibringt, leistet Widerstand", betont Hauser und weist auf die bemerkenswerte Resilienz hin, die afghanische Frauen in den vergangenen Jahren gezeigt haben.
Unterstützt werden die Frauen im Land auch durch afghanischen Aktivist:innen im Exil. Die Organisation Hami – Women Empowerment Organization wurde nach der Machtergreifung der Taliban von evakuierten Frauenrechtsaktivistinnen in Deutschland gegründet. Wahida Mohammed Zai: „Als Anwältinnen und Aktivistinnen habe wir 20 Jahre für Frauenrechte in Afghanistan gekämpft. Auch jetzt im Exil setzten wir unsere Arbeit fort und erheben unsere Stimmen für die Frauen, die zum Schweigen gebracht werden sollen. Jeden Tag arbeiten wir daran, dass die Gender-Apartheit des Taliban Regimes endet.”
Doch ihre Arbeit von Deutschland aus wird zunehmend erschwert: Durch den starken Einfluss rechtsextremer Kräfte auf Politik und Gesellschaft fürchten Aktivist:innen um ihren Aufenthaltsstatus. Dass deutsche Politiker:innen Taliban zu Gesprächen nach Berlin einladen und Menschen trotz der desaströsen Menschenrechtslage nach Afghanistan abgeschoben werden gefährden den Schutzstatus von Frauenrechtsverteidigerinnen in Deutschland.
Gemeinsam rufen medica mondiale und Hami die internationale Gemeinschaft, insbesondere Deutschland dazu auf, den diplomatischen Druck auf das de-facto Regime in Afghanistan zu erhöhen.
- Frauen in Afghanistan muss der Zugang zu Bildung, Öffentlichkeit und Politik garantiert werden.
- Der Schutz von Frauenrechtsaktivistinnen muss gesichert sein.
- Finanzielle und politische Unterstützung für Frauenrechtsorganisationen und Aktivist:innen in Afghanistan und im Exil.
Wahida Mohammed Zai: „Es wird keinen Frieden ohne Frauen geben in Afghanistan. Gerechtigkeit für Frauen ist entscheidend für Frieden.”