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17. September 2024 - Meldung

Neues Projekt: Starke Kinder, stabile Familien

In Burundi, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo trifft Gewalt oft schon die Jüngsten. Dabei erleben Kinder Überfälle, sexualisierte Gewalt und den plötzlichen Verlust geliebter Bezugspersonen anders als Erwachsene. Sie begreifen nicht, was passiert, können ihre Gefühle nicht in Worte fassen und fühlen sich oft schuldig. Die Mutter-Kind-Beziehung leidet vor allem, wenn die Mütter selbst schwer belastet sind. In unserem neuen Projekt „Trauma und Kinder“ lernen darum Mitarbeiter:innen unserer Partnerorganisationen sowie Lehrer:innen, Erzieher:innen und Eltern, betroffenen Kindern Sicherheit und Stabilität zu geben.

Training zum Projekt Trauma und Kinder in Bujumbura

Wo Frauen sexualisierte Gewalt erfahren, sind oft auch Kinder betroffen: Sie waren dabei, als ihre Mutter vergewaltigt wurde, haben selbst Gewalt erfahren oder sind das Kind einer Vergewaltigung. Gerade Kinder begreifen noch nicht, was geschehen ist, und finden keine Worte für das Erlebte.

„Unsere Partnerorganisationen haben uns immer wieder zurückgemeldet, dass es vor Ort einen immensen Bedarf gibt, auch Kinder und Jugendliche aktiv zu unterstützen. Die Pilotphase des Projekts hat das bestätigt: Sexualisierte Kriegsgewalt betrifft auch die Jüngsten – direkt und indirekt. Um diesen Kindern ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, ist die traumasensible Arbeit mit ihnen und ihrem Umfeld essenziell.“

Sophie Lauber, Fachreferentin für Trauma-Arbeit bei medica mondiale e.V.  

 

Wenn Worte fehlen: Unser neues Projekt stellt Kinder in den Mittelpunkt

Mariam, 6, traut sich nicht mehr allein in die Schule. Eine Freundin hat ihr erzählt, wie sie auf dem Schulweg von einem Nachbarsjungen angegriffen wurde. Oscar, 8, hat häufig Wutanfälle und schlägt seine kleine Schwester. Seit er seine Mutter verloren hat, muss er sich um die Jüngere kümmern, obwohl er selbst gerade viel Zuneigung und Verständnis braucht. 

Die Erzieher:innen hören aufmerksam zu, als Mitarbeiter:innen unserer Partnerorganisation anhand dieser fiktiven Beispiele erklären, wie man Traumatisierungen bei Kindern erkennt und sie traumasensibel begleiten und unterstützen kann. Viele Teilnehmer:innen können eigene Erfahrungen aus ihrem Berufsalltag beisteuern.

Das Training ist ein zentraler Bestandteil des Projekts „Trauma und Kinder“ von medica mondiale. Es zielt darauf ab, Erzieher:innen, Lehrer:innen und psychosoziale Berater:innen zu befähigen, traumatisierte Mädchen und Jungen zu stabilisieren. Mit einfachen Übungen lernen die Kinder, ihre Gefühle auszudrücken und innere Ruhe zu finden. Die ersten Schulungen stießen auf enormes Interesse. Auch unsere Partner:innen in Westafrika und im Nordirak haben großen Bedarf gemeldet. 

"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Eltern häufig unabsichtlich ihre Kinder retraumatisieren ohne es zu wissen. Daher erklären wir ihnen, was traumatische Erfahrungen auslösen können und wie beispielsweise Trigger und Flashbacks funktionieren. Durch das so neu gewonnene Wissen über Trauma können die Eltern das Verhalten ihrer Kinder besser verstehen und sie mehr unterstützen. Manchmal bemerken die Eltern in den Gesprächen auch, dass sie selbst betroffen sind und nehmen anschließend selbst Beratung in Anspruch. So wächst das beidseitige Vertrauen zwischen Eltern und Kindern und die Beziehungen werden gestärkt."

Marthe Mubiri, Mitarbeiterin bei unserer Partnerorganisation PAIF, Demokratische Republik Kongo 

 

Von Sonnenaufgängen und Regentropfen

Ein gutes Dutzend Frauen läuft im Raum umher. Als Marthe Mubiri eine Karte mit einer Sonne hochhält, bleiben sie stehen, atmen tief ein und führen die Hände über den Kopf. Beim Ausatmen senken sie die Arme langsam zur Seite – wie eine untergehende Sonne. Kurz darauf hält die Trainerin eine weitere Karte in die Luft: einen Regenschirm. Die Teilnehmer:innen klopfen sich sanft auf den Kopf. Mal stärker, mal schwächer, prasseln die „Regentropfen“ auf die Körper.  

Die Übung ist Teil eines Trainings für unser neues Projekt. Sie hilft Kindern, Stress abzubauen und Körper und Geist neu zu verbinden. Im Training lernt das Kita-Personal, wie sich ein Trauma bei Kindern äußern kann: Bettnässen, Ess- und Schlafstörungen, Gewalt im Spiel oder innere Erstarrung sind mögliche Anzeichen. Das Kind spaltet bestimmte Gedanken oder Körperempfindungen ab, um nicht von Angst überflutet zu werden. 

Ihre Hilfe schafft ein sicheres Umfeld für Frauen und Kinder 

Die Trainings und Übungen helfen nicht nur den betroffenen Kindern, sondern stärken auch die Gemeinschaften, in denen sie leben. Durch kontinuierliche Schulungen und die enge Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen erzielen wir nachhaltige Veränderungen, die den Grundstein für eine gerechtere Zukunft legen. Deshalb möchten wir das Projekt auf Westafrika und andere Regionen ausweiten. Gemeinsam überwinden wir so das Erbe der Gewalt.

Ihre Spende für Kinder in Burundi

Helfen Sie Frauen und Kindern, das Erbe der Gewalt zu überwinden. Jede Spende zählt: 50 Euro kostet eine Hängematte, die Kindern hilft, sich zu beruhigen. 100 Euro reichen für eine Box mit Materialien für die Trauma-Arbeit an Schulen. Damit Mädchen und Jungen Worte finden, wenn Gefühle sie überwältigen, und sie neue Kraftquellen finden können. 

Ein Mädchen und eine Frau sitzen an einem Tisch
Unterstützen Sie Kinder in Burundi!
Ihre Spende stärkt Kinder und Familien in Burundi: