Wir unterstützen Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten.
Suche
08. Juli 2022 - Meldung

Kurdische Frauenallianz tagt im Nordirak: „Wir stehen zusammen“

Ende Juni 2022 trafen sich in dem kleinen nordirakischen Ort Schaqlawa rund 40 Frauenrechtsaktivist:innen aus der gesamten Region zum feministischen Austausch: Die Women’s Alliance Kurdistan. Unsere Partnerorganisation EMMA koordinierte das Treffen mit viel Energie und Aufwand. Medica mondiale unterstützte sie dabei, förderte die Zusammenkunft und nahm selbst mit einer kleinen Delegation an dem Netzwerktreffen teil.

Neben Austausch und Vernetzung war das Ziel des Treffens, gemeinsam Perspektiven für die feministische Zusammenarbeit in der Autonomen Region Kurdistan zu entwickeln und die Allianz strukturell und inhaltlich zu festigen. Zwei Tage lang wurde bis tief in die Nacht geplant und diskutiert, gelacht und geweint, getanzt und erzählt. Viel war seit dem letzten Treffen passiert. Die Pandemie hatte den meisten Organisationen viel abverlangt, Gewalt gegen Frauen hatte zugenommen. Und gleichzeitig stand und steht die kurdisch geprägte Region mehr denn je im Brennpunkt machtpolitischer Auseinandersetzungen.

Anhaltende politische Spannungen

Zu einer schwierigen politischen Zusammenarbeit mit der zentralirakischen Regierung, kommen die anhaltenden iranischen Raketenangriffe und die türkischen Angriffe auf das kurdische Rojava im Nachbarland Syrien. Die vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs entscheidende Zustimmung der Türkei für den NATO-Beitritt der skandinavischen Länder und ihre daraus resultierende gestärkte Machtposition lässt aktuell weitere Eskalationen befürchten. Auch vor diesem Hintergrund ist und bleibt der gemeinsame feministische Einsatz für Frauenrechte in der Autonomen Region Kurdistan gefährlich.

Vereint im Kampf für Frauenrechte

In Schaqlawa diskutierten viele Aktivist:innen erstmals selbstbestimmt, solidarisch und vertrauensvoll ihre persönliche Haltung und ihre politischen Positionen. Am Ende nahmen sie sich vor, sich zukünftig noch stärker als bisher gegenseitig zu unterstützen, gegenüber patriarchalen Strukturen und über politische und andere Interessen hinweg. In einem waren sich alle einig:

Die Gewalterfahrung einer Frau ist niemals eine individuelle persönliche Erfahrung. Es ist eine gemeinsame, eine kollektive.

So wie auch der Kampf für Frauenrechte ein gemeinsamer Kampf ist. Das Treffen in Schaqlawa war auch auf anderer Ebene eine Premiere. Erstmals kamen hier feministische Aktivist:innen verschiedener Generationen zusammen. Unter Beifall und mit viel Emotion erzählten Pakhshan Zangana und Kafai Suleman, ehemalige Angehörige der kurdischen Peschmerga-Einheiten und kurdische Feministinnen der ersten Stunde, von ihren Erfahrungen und Kämpfen. Auch Monika Hauser, Vorständin von medica mondiale, berichtete von ihren ersten Jahren als Aktivistin und Ärztin im Bosnienkrieg. Anerkennend hoben alle Drei die Herausforderungen und Kämpfe der neuen Generationen hervor.

Frauenallianz gründet Steuerungsgruppe für nächste gemeinsame Schritte

Am Ende waren sich alle einig, aus den vergangenen Kämpfen lernen zu wollen und sich gemeinsam weiter für Veränderungen einzusetzen. Denn auch wenn ihre Wege aufgrund unterschiedlicher kultureller Hintergründe verschieden sind, teilen sie doch die gleichen Ziele. Im Ergebnis des Treffens gründete die Allianz eine Steuerungsgruppe, die zukünftige Treffen organisieren und die nächsten Schritte festlegen wird. Aktuelle und gemeinsame politische Anliegen der Teilnehmenden der Women’s Alliance Kurdistan sind wirksamere Maßnahmen gegen Femizide, sichere Schwangerschaftsabbrüche und eine stärkere Frauenquote in den Parlamenten.

Erfahren Sie mehr über sexualisierte Kriegsgewalt im Nordirak: