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13. Februar 2025 - Pressemeldung

Frauenrechtsorganisationen in der DR Kongo sind überlastet: medica mondiale fordert zu handeln und die Bedarfe Betroffener in den Fokus zu rücken

Köln, 13. Februar 2025 - Nur zweieinhalb Wochen nach der Einnahme der Stadt Goma schwindet die Aufmerksamkeit für die Situation in Ostkongo und ihre Bevölkerung. Doch die Bedarfe sind hoch und Frauenrechtsorganisationen überlastet. Medica mondiale fordert die internationale Gemeinschaft auf zu handeln.

Eine Frau auf einer belebten Straße trägt mehrere Gegenstände auf dem Kopf

Nach der brutalen Einnahme der Provinzhauptstadt Goma durch die Rebellengruppe M23 ist die Situation in der Stadt aktuell vermeintlich ruhig, aber dennoch nicht sicher. Die weitere Entwicklung der Situation ist schwer absehbar und die Gefahr von Gewalt anhaltend hoch. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht, darunter zahlreiche Frauen und Mädchen.

„Aus unserer jahrzehntelangen Erfahrung wissen wir, dass Frauen und Mädchen in Kriegsgebieten in besonderem Ausmaß von Gewalt betroffen sind – sowohl während akuter Krisen als auch auf der Flucht sowie in Phasen brüchiger Waffenstillstände. Aus der ganzen Region erreichen uns Berichte über Vergewaltigungen und andere Formen sexualisierter Gewalt“, berichtet Jana Ongoma Schwerdtfeger, Leitung internationale Programmarbeit der Frauenrechtsorganisation medica mondiale.

Ein erschreckendes Beispiel war die Massenvergewaltigung im Frauentrakt des Munzenze-Gefängnis in Goma letzte Woche. Während der Unruhen kam es zu einem Gefängnisausbruch von tausenden Häftlingen, bei dem mindestens 160 Frauen vergewaltigt wurden und eine noch ungesicherte Anzahl anschließend getötet wurde.

Währenddessen rückt die M23 weiter von Nord- nach Süd-Kivu vor und die Angst vor der Einnahme weiterer Städte, insbesondere Bukavu, der Provinzhauptstadt Süd-Kivus ist groß. Das ohnehin fragile Gesundheitssystem ist überlastet, Strom- und Wasserversorgung sind instabil, alle Unterstützungs- und Versorgungssysteme überlastet.

„Unsere Partnerorganisationen setzten sich seit Jahrzehnten für Frauenrechte und Überlebende sexualisierter Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) ein. medica mondiale steht in engem Austausch mit den Partner:innen in der DRC und in den Nachbarländern in der Region, um psychosoziale und finanzielle Nothilfe zu leisten“, so Schwerdtfeger. „In dieser prekären und unübersichtlichen Situation organisieren unsere Partner:innen Erstversorgung über alle territorialen, ethnischen und politischen Grenzen hinweg, in Goma selbst und den weiteren betroffenen Landesteilen wie auch in den Nachbarländern, in denen die flüchtenden Menschen ankommen. Und sie unterstützen sich gegenseitig. Denn auch sie selbst sind von der traumatischen Situation betroffen und ihre personellen und finanziellen Ressourcen überlastet. Was es jetzt braucht, ist ein Fokus auf die Unterstützung von Betroffenen und Frauenrechtsorganisationen“, fordert Schwerdtfeger.

medica mondiale verurteilt die anhaltende Gewalt und das Ausmaß sexualisierter Kriegsgewalt. Die instabile Sicherheitslage erschwert den Zugang zu dringend benötigter medizinischer und psychosozialer Unterstützung für Überlebende. Die erneute Eskalation zeigt einmal mehr, dass die internationale Gemeinschaft und die Politik handeln müssen.

„Der Konflikt ist kompliziert und geht weit über die Grenzen der DRC hinaus. Doch anstatt alle Verantwortung von sich zu weisen und sich in Schuldfragen zu verzetteln, muss es jetzt um die Bedarfe der Betroffenen gehen“, fordert Schwerdtfeger. „Die Menschen brauchen Schutz und Sicherheit, neutrale Orte zur Stabilisierung und akute medizinische und psychosoziale Unterstützung! Weiter schließen wir uns der Forderung nach Waffenruhe an, die auch letzte Woche auf dem Sondergipfel der EAC und SADC ausgesprochen wurde“, so Schwerdtfeger.

medica mondiale steht solidarisch an der Seite von Frauen und Mädchen in der DR Kongo. Gemeinsam mit starken Verbündeten in der ganzen Region setzen wir uns weiterhin dafür ein, Überlebende zu unterstützen und langfristige Lösungen zu fordern.

 

Über medica mondiale

medica mondiale ist eine feministische Frauenrechtsorganisation. Seit über 30 Jahren setzen wir uns gegen sexualisierte Kriegsgewalt ein und gegen Machtverhältnisse, die Frauen unterdrücken. Gemeinsam mit Partnerorganisationen in Afghanistan, Bosnien und Herzegowina, Liberia, der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern unterstützen wir Überlebende sexualisierter Gewalt, stellen uns gegen diskriminierende Machtverhältnisse und stärken Frauenrechtsaktivist:innen. Für eine gerechtere Welt. Für alle.