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05. November 2024 - Meldung

Medica Liberia: Für ein Leben in Würde

Während des grausamen Bürgerkriegs in Liberia (1989–2003) wurden zwischen 60 und 70 Prozent der Frauen und Mädchen vergewaltigt. Mehr als zwei Jahrzehnte nach Ende des bewaffneten Konflikts ist die Gewalt noch immer gegenwärtig. Liberianer:innen erleiden sexualisierte Übergriffe in der Schule und am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit und zu Hause. Medica Liberia setzt sich dafür ein, dass Gewalt verhindert wird und dass Überlebende traumasensible Unterstützung erhalten. Nicht nur in Liberia.

Florida Clarke und Elizabeth Greene von Medica Liberia
Florida Clarke (links) und Elizabeth Greene von Medica Liberia

Vier Jahre ist es her, dass der damalige liberianische Präsident George Weah einen nationalen Notstand ausrief. Der Grund: die extrem hohe Rate an sexualisierter Gewalt. Die Regierung kündigte an, eine „nationale Taskforce“ für sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt einzurichten.
Vorausgegangen waren Proteste von Frauenrechtsaktivist:innen. Unter den Organisator:innen: Medica Liberia. Unsere Partnerorganisation setzt sich seit 2006 für eine gerechte und gewaltfreie Gesellschaft ein, in der Frauen in Würde leben können.

Dafür schult Medica Liberia unter anderem Polizist:innen, Gesundheitsfachkräfte und Gemeindemitglieder im STA – stress- und traumasensibler Ansatz® . Elizabeth Greene, Leiterin der psychosozialen Abteilung, und ihr Team unterrichten in Liberias Hauptstadt Monrovia ebenso wie in den ländlichen Gebieten des Bezirks Margibi. Regelmäßig bilden sie Mitarbeitende anderer Partnerorganisationen auch im Nachbarland Sierra Leone zu STA-Trainer:innen aus. Im Juli reisten Elizabeth Greene und Florida Clarke, Traumaberaterin bei Medica Liberia, gemeinsam mit medica mondiale-Fachreferentin Marilena Junghans zu einem zweitägigen STA-Training nach Wien. Angefragt hatte dies WIDE, ein entwicklungspolitisches Netzwerk mit 25 Mitgliedsorganisationen.

Einzigartig: Der stress- und traumasensible Ansatz

„Der STA ist ein einzigartiger, sehr niedrigschwelliger Ansatz. Man muss nicht viele Bücher gelesen oder akademische Titel haben, um ihn zu verstehen.“

- Florida Clarke, Traumaberaterin bei Medica Liberia

Zudem könne der Ansatz am Arbeitsplatz, in der Schule und selbst zu Hause angewandt werden, ergänzt Elizabeth Greene. Das überzeugt.

Liberias Polizei will den STA künftig in die Ausbildung integrieren. Ein weiterer Erfolg von Medica Liberia: Die gute Kooperation mit den „One Stop Centers“, in denen Überlebende an einem Ort rechtliche, psychosoziale und medizinische Unterstützung erhalten. Auch die Mitarbeitenden dieser Zentren schult Medica Liberia im stress- und traumasensiblen Umgang mit gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen.

Watch Teams und Girls Clubs

Um Gewalt zu verhindern und Frauen zu stärken, baut Medica Liberia Schutznetzwerke auf: Solidaritätsgruppen stehen Nachbar:innen zur
Seite, die sexualisierte Gewalt erfahren. Watch Teams, in denen sich Männer zusammengeschlossen haben, sind vor allem nachts wichtige Anlaufstellen. Und Girls Clubs empowern Mädchen, damit sie selbstbewusst ihr Leben gestalten.

Auch auf politischer Ebene setzt sich Medica Liberia für die Rechte von Frauen und Mädchen ein. Kritisch begleiten die Aktivist:innen die Umsetzung politischer Vorhaben wie beispielsweise der Taskforce zu sexualisierter Gewalt. Derzeit plant die Regierung, ein Gericht für Kriegsverbrechen einzurichten. Nach Jahrzehnten der Straffreiheit geben die Pläne neue Hoffnung auf Gerechtigkeit. Medica Liberia wird sich dafür einsetzen, dass die Perspektiven Überlebender sexualisierter Gewalt dabei beachtet und die Täter:innen endlich zur Verantwortung gezogen werden.

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