Wir unterstützen Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten.
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29. September 2022 - Meldung

Das Recht auf Gesundheit: Versorgung von Frauen in Krisenregionen

Die erste Tür, an die gewaltbetroffene Frauen klopfen, ist häufig die einer Gesundheitseinrichtung. Doch gerade in Kriegs- und Krisengebieten gibt es kaum geschulte Anlaufstellen. Mit einem länderübergreifenden Programm schaffen medica mondiale und drei Partnerorganisationen Abhilfe.

Eine Frau und ein Mann in weißem Kittel stehen in einem Krankenhauszimmer und unterhalten sich.

„Wir sehen Betroffene von häuslicher Gewalt so oft, dass wir es fast als normal ansehen“,

erzählt eine Krankenpflegerin aus Bosnien und Herzegowina. Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Problem, doch in Kriegs- und Nachkriegsländern ist das Ausmaß besonders hoch. Mit der Corona-Pandemie hat das Problem noch zugenommen. Gemessen am großen Bedarf gibt es sehr wenig Angebote für Gewaltbetroffene. Das Personal in Gesundheitseinrichtungen ist oft nicht angemessen geschult.

Traumasensible Unterstützung: Ausbildung von lokalen Fachkräften in Afghanistan, Irak, Kosovo und Bosnien und Herzegowina

An dieser Versorgungslücke setzt unser Projekt an. Unsere Partnerorganisationen schulen Ärzt:innen, Hebammen und Pfleger:innen vor Ort. Sie lernen, wie sie gewaltbetroffene Frauen gut unterstützen können. Im zweiten Schritt bilden diese ausgebildeten Fachkräfte ihre Kolleg:innen weiter. So wird das Wissen über traumasensible Unterstützung nachhaltig verankert.

Zunächst wurden die Schulungen in Afghanistan und Bosnien und Herzegowina durchgeführt, mittlerweile auch im Irak und Kosovo. In Afghanistan musste das Projekt aufgrund der Sicherheitslage leider eingestellt werden.

Ein nachhaltiger Ansatz: Fachkräfte wirken als Multiplikator:innen

Das Programm zeigt Wirkung. Das bestätigt auch ein externes Gutachten: Die geschulten Fachkräfte teilen das Gelernte und verankern es somit in ihren Einrichtungen.

„Es war uns wichtig, einen nachhaltigen Ansatz zu wählen,“

sagt Sabiha Husić, Direktorin von Medica Zenica, unserer bosnischen Partnerorganisation.

„Die geschulten Fachkräfte wirken als Multiplikator:innen und geben ihr Wissen weiter.“

Im letzten Jahr erhielten 394 Gesundheitsfachkräfte Schulungen im stress- und traumasensiblen Ansatz.

Gutachten: Gewaltbetroffene Frauen fühlen sich gestärkt

Auch bei der Zielgruppe, den gewaltbetroffenen Frauen, attestiert das Gutachter:innen-Team Zufriedenheit.

„Dass die Ärztin und die Krankenschwester mich angelächelt haben, dass sie mir zugehört haben, habe ich als sehr tröstend empfunden. Als die Ärztin meine blauen Flecken und Schnittwunden an Schulter und Lippe sah, fragte sie, ob mir das jemand angetan hätte, und ich erzählte ihr, was geschehen war,“

berichtet eine Betroffene aus Bosnien und Herzegowina.

„Sie hat mich ermutigt, den Vorfall zu melden, gab mir Adressen für Schutzeinrichtungen und die Adresse einer Psychotherapeutin. Ich denke, ich werde das in Angriff nehmen.“

Länderübergreifende Zusammenarbeit: fachlicher Austausch und gemeinsam Ziele erreichen

Wichtig ist dabei die länderübergreifende Zusammenarbeit. Unsere Partnerorganisationen definieren gemeinsame Ziele und tauschen sich über Herausforderungen und Lösungsstrategien aus, die auch die internationale Gesundheitspolitik einschließen.

Das Projekt soll nun auf weitere Gesundheitseinrichtungen ausgeweitet werden. Zudem soll ein größerer Schwerpunkt auf gemeinsame politische Arbeit gelegt werden. Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene setzen wir uns mit den Partnerorganisationen dafür ein, stress- und traumasensible Ansätze in der Gesundheitsfürsorge für gewaltbetroffene Frauen zu verankern.