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30. Juni 2025 - Pressemeldung

30 Jahre nach Srebrenica: Gedenken und feministische Erinnerungspolitik sind wichtiger denn je

Am 11. Juli jährt sich der Genozid von Srebrenica zum 30. Mal. Noch immer kämpfen Überlebende um Anerkennung und Gerechtigkeit. Ihre Stimmen werden verdrängt, während nationalistischer Hass wieder wächst. Doch Gedenken kann Brücken bauen! Dazu braucht es eine solidarische, feministische Erinnerungskultur, fordert medica mondiale.

Eine Frau steht vor zahlreichen weißen Grabsteinen

„Noch immer prägen die Folgen von Krieg, Gewalt und Genozid die Gesellschaft, bestimmen Leid, Schuld und unverarbeitete Traumata die Beziehungen in- und zwischen den Ländern, während Nationalismus und Hass zunehmen“, erklärt Monika Hauser. Die Gründerin und Vorständin der Frauenrechtsorganisation medica mondiale ist weiterhin regelmäßig in der Region, um Partnerorganisationen in Bosnien und Herzegowina, Serbien sowie Kosovo und Kroatien zu besuchen.  

Zwischen dem 11. und 19. Juli 1995 wurden mehr als 8.000 bosniakische Männer und Jungen von bosnisch-serbischen Einheiten ermordet. 

„Was häufig weniger bekannt und noch weniger Teil der Erinnerungskultur ist: Während des Krieges - und auch während des Genozids - wurden Schätzungen zufolge mindestens 50.000 Frauen und Mädchen vergewaltigt, gefoltert und sexuell versklavt“, erinnert Hauser. Als Reaktion auf diese systematische sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen wurden medica mondiale und Medica Zenica 1993 im Bosnienkrieg gegründet. „Und auch heute noch sind viele der Überlebenden stigmatisiert, ausgegrenzt – und kämpfen mit den Folgen der Gewalt. Denn sexualisierte Kriegsgewalt ist noch immer ein gesellschaftliches Tabu“, erklärt sie.

Doch Gedenken ist wichtig und kann auch eine andere Funktion haben: „Sie kann Brücken bauen und dabei helfen, Traumata zu verarbeiten“, erklärt die Frauenrechtlerin. „Dazu brauchen wir eine interethnische, solidarische und feministische Vergangenheitsbewältigung, die der Erinnerung an das Erlebte von Frauen und Mädchen einen zentralen Stellenwert gibt und anstelle nationaler Held:innen, die Geschichten der Überlebenden in den Mittelpunkt stellt. Nur so kann die Spirale von Hass und Gewalt durchbrochen werden“, erklärt Hauser.

Unsere Partnerorganisationen in Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Serbien und Kroatien leisten seit über drei Jahrzehnten wichtige Arbeit für Überlebende sexualisierter Kriegsgewalt. Sie bieten psychosoziale Unterstützung, fördern den interethnischen Dialog und kämpfen für Anerkennung und Gerechtigkeit. Sie tun dies unter persönlichem Risiko: Aktivist:innen, die sich für eine kritische Aufarbeitung des Krieges einsetzen, werden bedroht und diffamiert. 

Helfen Sie uns dabei, feministisch und solidarisch zu gedenken. Denn Gedenken ist Widerstand: gegen das Vergessen, gegen die Täter, die sich der Verantwortung entziehen, gegen die Ausgrenzung und Stigmatisierung von Gewaltbetroffenen, gegen eine Politik, die den Hass schürt - und für eine solidarische, feministische Erinnerungskultur.